In der Schule haben wir das Buch von George Orwell „1984“ gelesen. Mit vielen Bangen wurde es erwartet, durchlebt und hinter sich gebracht. Die Zeit vergeht immer schneller – so meint man, je älter man wird. Als Kind dauert es Ewigkeiten bis zum nächsten Geburtstag. Woran liegt das? Sind wir nicht mehr Herr der Zeit?
Zu Jahreswende denkt man an über den sinnvollen Umgang mit der Zeit nach. Es heißt: Zeit ist Geld. Zeit ist mehr als Geld. Sie ist für uns nicht immer berechenbar. Wir wissen nicht, wie lange wir zu leben haben. Das weiß nur Gott. Unsere Zeit steht in seinen Händen. Mein Freund hatte mittlerweile den dritten Herzinfarkt und durfte ihn überleben. Gott hat ihn aber auch innerlich dafür vorbereitet. Er merkte, da kommt was. Ärzte fanden aber keine Werte.
Um so wichtiger wird es für uns, wofür wir unsere Zeit nutzen. Oft fühlen wir uns eingespannt in einen Zeitablauf, der keinen Ausbruch erlaubt. Unsere Zeit wird durch den Job oder Aktivitäten, die wir freiwillig wählten, bestimmt. In meinem Beruf gibt es Zeiten, in denen es wirklich voll ist. Das ist besonders dann, wenn das Schreiben der Zeugnisse ansteht und eine Projektwoche in dem Zeitraum auch stattfindet. Meist liegen in dem Zeitraum auch die Bundesjugendspiele, die Tagesfahrt und der Wandertag der gesamten Schule.
Allen Generationen gemeinsam ist aber das Interesse an selbstbestimmter Zeit, die Sehnsucht nach Glück und Erfüllung. Wer eine verkürzte Wochenarbeitszeit hat oder arbeitslos ist, steht nicht selten hilflos vor soviel Freizeit. Viele wiederum sind Sklaven ihrer Zeiteinteilung. Im Urlaub stand ich an der Kasse und ein älterer Herr fragte, ob er vor dürfe. Ich sagte „ja“, denn ich wäre im Urlaub und hätte Zeit. Er wäre auch im Urlaub und wäre Rentner. Die Kassiererin lächelte nur.
Menschen im Beruf sagen häufig: „Ich habe keine Zeit.“ Dagegen fragen Jugendliche und Arbeitslose: „Was mache ich mit meiner Zeit?“ Manchmal kommt man durch Langeweile auf dumme Gedanken und führt Aktionen aus, die man hinterher bereut. Ähnlich äußern sich ältere Menschen: „Für uns hat keiner Zeit.“ Daraus gilt es auszubrechen. Zeit ist eine Chance, Leben zu erfahren, Glück zu erleben. Die Zeiten ändern sich und wir mit ihnen. Es enden Lebensabschnitte und neue beginnen. Ein freier Umgang mit der Zeit verschafft ein Stück Freiheit von äußeren Zwängen.
Wir sollten uns mehr Zeit nehmen füreinander, auch Zeit finden für Ruhe, Entspannung und für das Gespräch mit Gott. Im Gebet finden wir die Kraft, um den Alltag zu bewältigen. Anstatt unzähliger guter Vorsätze, die bald wieder vergessen sind, sollten wir uns einen besseren Umgang mit der Zeit vornehmen. Der Glaube kann dazu helfen, frei über die Zeit zu verfügen, sie für menschliche Begegnungen und kreative Betätigung zu nutzen und sie von äußeren Zwängen weitgehend freizuhalten.