Bald ist es wieder soweit: Wir feiern Erntedank, und ich stelle mir gerade zu dieser Gelegenheit immer wieder dieselbe Frage: Wofür kann ich persönlich eigentlich ''Danke'' sagen? Es sind ja nicht nur die Früchte des Feldes und der Gärten, für die ich danken kann. Da ich kein Landwirt bin, habe ich selbst nur sehr wenig dazu beigetragen.
Wenn ich Gott aber für die Ernte dieses Jahres Dank sage, dann sollen mir die Früchte des Feldes auch für all das andere stehen, was in meinem persönlichen Leben des Dankes wert ist!
Wofür also will ich Danke sagen?
Zunächst möchte ich Gott dafür danken, dass ich Arbeit habe. Und ich meine damit nicht allein, weil ich am Ende des Monats Geld dafür bekomme. Ich danke Gott auch dafür, dass ich meine Arbeit im Großen und Ganzen gern tue. Es bedeutet mir viel, dass ich auch sehen darf, dass etwas dabei herauskommt, was für andere Menschen wichtig ist. Es ist ein Glück, dass Arbeit habe, denn ich weiß: Viele Menschen wollen arbeiten und dürfen nicht. Und viele Menschen müssen eine Arbeit tun, die sie nicht lieben.
Als Zweites möchte ich Gott für die Menschen danken, die das Evangelium ernst nehmen. Ich finde es wunderbar, dass es bei allem Egoismus und Kosten-Nutzen-Denken, immer noch Menschen gibt, denen der Glanz der Freude in den Augen ihrer Nächsten mehr bedeutet als der eigene Gewinn oder die eigene Karriere.
Und auch für viele Eigenschaften meiner Mitmenschen kann ich danken: Wie schön es ist, dass es Menschen in meiner Nähe gibt, deren ansteckendes Lachen mich so oft froh gemacht hat. Wie gut, dass es auch jene gibt, die mir einmal widersprechen, wenn ich mich im Reden oder Denken verrannt habe. Und nicht auszudenken, es gäbe die nicht, deren unerschütterliche Zuversicht und deren Gebet mir schon so oft über die dunklen Zeiten der Resignation in meinem Leben hinweg geholfen hat. Und dass es Menschen gibt, die man zu Hilfe rufen kann, die da sind, wenn man sie braucht, auch dafür möchte ich danken .
Wenn es jetzt auch ein arg krasser Übergang ist – aber auch davon will ich noch reden: Die vielen Geräte, die uns heute das Leben erleichtern, uns das Waschen, das Spülen und noch so vieles andere im Haushalt leichter machen. Und natürlich danke ich für all die Erleichterungen im Berufsleben und in der Landwirtschaft: Wenn wir noch immer all die Knochenarbeit tun müssten, die noch vor wenigen Jahrzehnten zu leisten war! Unvorstellbar, es müsste wieder ohne die Maschinen gehen, die für so viele anstrengende Tätigkeiten heute da sind.
Nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. So sagt es der Apostel Paulus. Ja, nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. Ich meine, dass wir oft genug ein Beispiel dafür geben, was dieses Wort meint, wenn wir es umkehren: Es ist verwerflich, alles immer nur ohne Danksagung hinzunehmen! Ich finde, es ist mehr als angemessen, wenigstens einmal im Jahr all den Ertrag unseres Lebens zu sehen, zu wägen, zu schätzen und Gott auch dafür zu danken. Jeder von uns hat sicher tausend Gründe zur ''Danksagung''!
Und das Wunderbare am Danken ist ja noch dies: Es macht uns nicht ärmer, nein, es macht uns reicher! Reicher an Freude, reicher auch an guter Beziehung zu Gott und nicht zuletzt reicher an Zufriedenheit – denn es macht zufrieden, dem gütigen Gott das gebührende Lob zu sagen.
Vater im Himmel,
heute will ich nicht zu Dir kommen, um um etwas zu bitten, nein, danken möchte ich Dir.
Du hast der Erde befohlen, dass sie uns Früchte trage jeder Art, das aber tat Deine sorgende Liebe für uns.
Jedes Korn und jede Beere und jede Frucht, sei sie gereift in der Erde oder an der Sonne des Lichtes, ist doch ein Zeichen Deiner Liebe.
Wie aber musst Du empört sein, wenn die einen alles zusammenraffen und die anderen nichts mehr haben?
Du dachtest doch an Deine ganze große Familie der Menschen, wir aber benehmen uns bei weitem nicht immer wie Brüder und Schwestern.
Vater im Himmel,
wie Du uns ernährst aus Liebe, so gib auch uns die Gnade, mehr Liebe austeilen zu können. Amen.