Können wir heute diesen Jeremia noch hören?
Ist unser Bedarf an Unheilsweissagungen nicht restlos gedeckt - wenn wir nur die Tagesschau oder ein Politmagazin anschauen oder die Zeitung lesen. Hat Jeremia uns nicht anderes zu sagen als die weitere Ankündigung von Untergang und Verderben?
Nun, obiger Text ist sehr düster und drohend, das kann nicht verleugnet werden. Wir dürfen es uns nicht zu leicht machen, wir dürfen nicht sagen: ''Der liebe Gott wird’s schon richten, er wird’s schon nicht zulassen, dass alles kaputt geht.''
Uns ist auch nicht verheißen, dass Gott unseren Wohlstand für immer bewahren und erhalten wird - wir haben da kein Vorrecht vor anderen Völkern. Wenn Gott mit seinem heiligen Geist in unser Leben kommt, wenn er uns Kraft und Hilfe gibt im Leben - dann ist das keine Garantie für äußeres Wohlergehen, keine Sicherheit für den Erhalt des Arbeitsplatzes, des Wohlstands, der Gesundheit. Gott kommt zwar nahe zu uns Menschen, er ist nahe bei uns, wenn die Sorgen und Probleme uns in Beschlag nehmen. Aber: Er lässt sich nicht vereinnahmen von unseren Hoffnungen und Erwartungen, er ist nicht der Garant für ein glückliches und gesundes Leben. Sein Wort ist nach unserem Text wie Feuer, wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt, so heißt es im Text. Gottes Wort ist nicht das Trostwort, das wir uns gerade erwünschen, das wir uns als erhoffte Streicheleinheit herbeisehnen. Es kommt vielmehr von einem Gott, der nicht nur nahe ist, sondern der auch ferne ist: Ja, Gott kann auch ferne sein - fern von unseren Wünschen, fern von unseren Erwartungen und Hoffnungen, in dunklen Zeiten im Leben kann er manchmal ganz und gar verborgen sein, nicht zu spüren, von seiner Hilfe und Tröstung ist dann nichts zu sehen.
Gottes Wort ist wie ein Feuer oder wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert - mit seiner Kraft können Dinge bewegt werden, können mutige Entscheidungen und Reformen durchgeführt werden, kann jeder von uns seinen eigenen Lebensstil ändern: Auch, wenn man träge geworden ist, wenn der Elan der ersten Jahre des Engagements für die Umwelt nachgelassen hat, kann uns dieses brennende Wort Gottes immer wieder neu hinterfragen -und dann in Gang setzen.
Wo ist das Auto wirklich nötig?
Wo kann ich der Natur in meinem eigenen Garten Raum zur Gestaltung geben?
Wer Gottes Wort an sich heranlässt, für den ist sogar ein Leben mit weniger Wohlstand vorstellbar: Gottes Wort zeigt uns nämlich, dass es eigentlich auf andere Dinge im Leben ankommt, dass Liebe, mitmenschliche Gemeinschaft, die Bewahrung der uns umgebenden Natur ein Leben reich machen können - auch wenn der äußere Reichtum abnimmt. Gott ist immer wieder nah und fern zugleich: Nah den Leidenden, Hoffnungslosen und Enttäuschten, nah denen, die sich ihm öffnen, die auch im Verborgenen seine Stimme suchen- und fern denen, die von ihm eine Bestätigung ihrer Wünsche und Sehnsüchte erwarten. Nah und fern zugleich ist er uns in seinem Wort, das zurechtweist und tröstet, das wie ein Flammenschwert ist, wie ein Keil, der Felsen spaltet und gleichzeitig wie milder Tau für trostbedürftige Seelen.
Gott ist heilig und unverfügbar - und gleichzeitig doch so nah und greifbar, ja sichtbar: In Jesus Christus, unserem Herrn - unserem Mitmenschen und Bruder.