Küchenkräuter wie Dill, Minze und Kümmel sind eher von geringem Wert und wachsen meist in einer weniger beachteten Ecke des Gartens. Das Kennzeichen von Heuchlern ist, daß sie in solchen Nebensächlichkeiten, Nichtigkeiten und Belanglosigkeiten besonders genau sind. Doch das Wichtigste, was eigentlich ihre Aufgabe ist, ''ignorieren'' sie, sie kümmern sich vor allem um ''kleine Insekten'', aber ''die großen Kamele'' verschlucken sie! Sie machen Kleines groß und Großes klein, Unwichtiges wichtig und Wichtiges unwichtig. In Matthäus 7,3 steht: ''Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge''? Ein weiteres Kennzeichen von Heuchlern ist, daß sie immer wieder betonen, daß sie in der Vergangenheit alles besser gemacht hätten, weil es da noch ging im Gegensatz zu heute, wo andere die Angelegenheiten kompliziert machen. Dabei sind sie das selbst die so handeln. Damit lenken sie von ihrer Blindheit in der Gegenwart ab (Matthäus 23,29). Das hören wir ja auch heute immer mal wieder, daß jemand sagt: ''Früher war alles besser''! Im Grunde ist das ein Armutszeugnis und eine bequeme Ausrede für das eigene Versagen, auch wenn es hier sicherlich Ausnahmen gibt. Aber es gibt auch heute noch Menschen, die noch nicht einmal gläubig sein müssen, und dennoch mit diesem pharisäischen Geist ausgerüstet sind. Sie sind fanatisch konsequent und sehen alles, was ein Anderer angeblich falsch macht und merken nicht, daß sie selbst daneben liegen. Viele leben in ihrem Denken sehr konsequent, aber nicht selten ist diese Konsequenz der Kobold beschränkter Geister! Also oft nur ein stures Festhalten aus eingebildeter Charakterstärke heraus, nur um nicht in Gefahr zu geraten, von anderen in ihrer Beschränktheit entlarvt zu werden.
William McDonald schreibt in seinem Bibelkommentar: „Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren äußerst genau, wenn es darum ging, auch von den unbedeutendsten Küchenkräutern den Zehnten zu geben. Jesus fand es nicht verurteilungswürdig, auch in diesen kleinen Dingen gehorsam zu sein, aber er griff sie deshalb an, weil sie so außerordentlich skrupellos wurden, wenn es darum ging, anderen gegenüber Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Zuverlässigkeit zu zeigen. Er verwendete ein unübertroffenes ausdrucksstarkes Sprachbild, indem er sie beschrieb, wie sie zwar Mücken aussieben, aber Kamele verschlucken. Die Mücke, ein kleines Insekt, das manchmal in einen Becher süßen Weins fiel, wurde oft ausgesiebt, indem man den Wein beim Trinken durch die Zähne zog. Wie lächerlich, solchen Nebensächlichkeiten eine derartige Aufmerksamkeit zu schenken, und dann das größte in Israel bekannte unreine Tier zu verschlucken! Die Pharisäer waren unaufhörlich mit Kleinigkeiten beschäftigt, aber sie waren äußerst blind gegenüber wirklich schlimmen Sünden wie Heuchelei, Unehrlichkeit, Grausamkeit und Habsucht. Sie hatten ihr Gefühl für Proportionen verloren. Die Pharisäer, achteten sorgfältig darauf , daß ein äußerer Schein der Religiosität und Sitte gewahrt blieb, hatten aber Herzen, die voll Raub und Unenthaltsamkeit sind. Sie sollten »zuerst das Inwendige des Bechers« reinigen, d. h. sichergehen, daß ihre Herzen durch Buße und Glauben gereinigt waren. Dann, und nur dann, wäre ihr äußerliches Verhalten annehmbar. Es gibt einen Unterschied zwischen mir als Mensch und als Persönlichkeit. Wir sind zu oft dazu geneigt, die Persönlichkeit mehr zu betonen – das, was andere von uns glauben sollen. Aber Gott betont unser Wesen als Mensch – das, was wir wirklich sind. Er will, daß der Mensch von innen heraus ehrlich ist (Ps 51,6)“.
Fortsetzung morgen...