Mit dem Danken ist das bei uns wie mit dem Wetter: wir sind da auch oftmals launisch. Am 1. März beginnt der metrologische Frühlingsanfang, aber die Winterreifen wechselt man erst um Ostern. Für die Kirche ist Frühlingsanfang am 21. März. Dementsprechend wird das Osterfest bestimmt, der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem 21. März. Nicht nur das Wetter stimmt uns launisch und undankbar. Da gibt es viele Ereignisse, Gedanken, Probleme….. Schwierig wird es mit dem Danken, wenn die Diagnose des Arztes nichts Gutes verheißt oder die Kündigung kommt. Als ein ehemaliger Schüler mir auf meinen Wagen auffuhr, war mir auch nicht zum Danken zu Mute. Schicksalsschläge laden nicht zum Danken ein. Mit Tränen oder Wut lässt sich kein ehrliches Dankgebet formulieren. Aus mir kommt dann nichts dankbares.
Das kennt sicher jeder.
Paulus schreibt:(Römer 8, 26): „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.“
Manchmal haben wir einfach keine Worte mehr für den Dank. Selbst unser Schweigen, Seufzen und Stöhnen übersetzt Gottes Geist in verständliche Worte für Gott. Toll, dieser Trost und diese Zusage! Gott versteht unsere Sprachlosigkeit. Wenn das Leid wieder einmal in unserem Leben zuschlägt, dann fehlen uns die Worte und manchmal auch der Glaube. Selbst dann hält Gott zu uns. An manche Situationen, die uns die Dankbarkeit nehmen, haben wir uns gewöhnt:
Wir nehmen alles als selbstverständlich hin und sehen nicht das Besondere an dem alltäglichen Moment. Wir sind neidisch (Kain und Abel), halten uns für klüger (kluge Kornbauer) und vergleichen uns mit anderen (egal, wie wir dabei abschneiden). Das Danken macht uns anscheinend abhängig vom anderen. Ein Geheilter dankt Jesus nur von den zehn Geheilten. Wir sind mit unserer Lage innerlich unzufrieden.
Paulus setzt stetig dagegen: Hört nicht auf zu danken! (Kolosser 2, 7). Paulus wird es nicht müde, dies den Christen zu schreiben. Immer geht es um die Dankbarkeit Gott gegenüber. Das Abendmahl wird seit dem 2. Jahrhundert in der Katholischen Kirche als „Danksagung“ bezeichnet. Es sagte mal ein Theologiestudent: Die Vorsilbe bedeutet „gut, wohl“ (+#949;); dann folgen „Freude“ (+#967;+#945;+#961;á) und „Gnade“ (+#967;á+#961;+#953;+#962;) =Eucharistie. Es geht um das Gute, das uns geschenkt ist und das uns fröhlich macht. Wir sind überreich beschenkt und haben Grund zu danken. Die Kirche lebt von der Dankbarkeit. Paulus schreibt aus dem Gefängnis an die Kolosser:
Kolosser 1,3: Wir danken Gott, dem Vater Jesu, unseres Herrn, jedes Mal, wenn wir für euch beten.
Kolosser 1,12: Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.(Dankt dem Vater mit Freude!)
Kolosser 2, 7: Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet. Hört nicht auf zu danken! (Ihr habt allen Grund zu überschwänglicher Dankbarkeit!)
Kolosser 4, 2: Lasst nicht nach im Beten; seid dabei wachsam und dankbar! (Bleibt voller Dankbarkeit!)
Paulus will das Danken als alltägliche Lebensübung haben, aber denkt man daran, wenn man im Gefängnis sitzt oder wird ihm gerade durch die Lage und die Zeit das Grundlegende über die Dankbarkeit deutlich? Danken ist auch möglich, wenn ich durch äußere Umstände eingeengt bin und mir das Danken unmöglich ist. Dankbarkeit orientiert sich nicht am gesunden „Ist-Zustand“, sondern am uneingeschränkten „JA Gottes“ zu mir, losgelöst von meinen Gefühlen. Dankbarkeit ist eine Lebenshaltung und eine lebenslange Herausforderung, die uns bewahrt, Gott in den kleinen Dingen im Alltag zu vergessen.