Ich bekam nach meiner Prüfung meine erste Schule zugewiesen. Der Jahrgang war vierzügig und ich hatte also drei Parallelkolleginnen. Schnell bemerkte der Schulleiter, dass er mir den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Kirche als Aufgabe geben durfte. Mit einer der drei Kolleginnen kam ich durch verschiedene Aktionen persönlicher in Kontakt. Sie merkte schnell, dass ich dem Glauben sehr nahe stand. Sie ist eine Person, die über Sachen und Themen diskutiert, aber sie hat ihre Meinung. Im Glauben machte sie so ihre Erfahrungen und trat aus der katholischen Kirche aus. Kam das Gespräch auf die Kirche und den Glauben, so sagte sie immer: Hör mir auf. Da habe ich meine Erfahrungen gemacht. Nehmen die Kirchensteuern, aber wenn sie für einen da sein sollen, sind sie nicht da oder können nur kritisieren, was man falsch gemacht hat. Sie erzählte von ihren Erlebnissen und ehrlich gesagt, ich konnte sie etwas verstehen. Wir einigten uns auf Folgendes: Ich darf von der Kirche, meinem Glauben ..... erzählen, aber ich soll sich nicht versuchen, zum Glauben zu bekehren. Die Zeit verging und sie ging in den Ruhestand. Der Kontakt blieb und wir telefonieren und schreiben uns regelmäßig. Eine Zeit war dies sehr intensiv: Ihr Mann erkrankte an Krebs. Sie stellte Fragen, wie sie damit umgehen solle und woher sie die nötige Kraft bekommen solle, um die Geschichte mit ihm durchzustehen. Ich konnte nur mit ihr reden, wenn er nicht da war, denn er wollte nicht, dass ich es erfahre. In den Briefen durfte ich nur versteckt die Floskel schreiben: Alles Gute, Gesundheit, viel Kraft und eine schöne Zeit im Ruhestand miteinander. Sie wusste, was ich damit meinte. Aber selbst bei all den Fragen in dieser Zeit war sie nicht für den Glauben empfänglich, weil die Erfahrung wohl so tief sitzt. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie etwas suchte was ihr Halt gab. In der Zeit sagte se mal: Ich bewundere jeden, der eine Sache hat, an der er sich festhalten kann. Was fühlte sie im herzen? Was konnte sie nicht aussprechen? Die Kirchensteuern waren wahrscheinlich nur ein vorgeschobener Grund und das eigentliche Problem wollte sie nicht offen sagen.
Ist das bei uns nicht auch manchmal so? Wir sprechen mit unseren Worten anders, als wir mit unserem Verstand meinen, wir äußern uns mit Worten anders, als wir im Herzen fühlen. Ein überraschender Besuch, den man höflich und freundlich empfängt, obwohl einem gar nicht danach zumute ist. Ein Telefonat, was in der Zeitplanung stört, wobei der Anrufer ein dickes Problem hat und jemanden zum Zuhören braucht. Wir hören zu, schauen aber dabei immer auf die Uhr. Der andere sieht es ja nicht. Ist da nicht das Mobiltelefon eine praktische Sache? Man kann sich frei bewegen und weiterarbeiten und zuhören!!!! Wo bin ich dann intensiv und ehrlich dabei? Arbeitsgeräusche lassen den andern aufhorchen und fragen, ob er denn stören würde. Wir tragen alle eine Maske, hinter der wir uns verstecken können. Manchmal wird diese Maske so zur Gewohnheit, dass wir sie als Maske gar nicht mehr bemerken.
Diese Verschmelzung von Maske und Person wirkt sich oft negativ im Miteinander aus. Wie kann das wieder anders werden? Die Sprache selbst kann uns dabei helfen, indem wir sie nicht oberflächlich gebrauchen. Wie schnell überhört man etwas, was dem anderen wichtig ist. Gerade in meinem Job sind die Kids u.a. mit Sammelkarten beschäftigt, wenn mal wieder ein sportliches Event ist. Sie hören dann nur halb zu. Bei langsam Lernenden muss ich überlegen, wie formulierst du die Erklärung, damit das Kind sie versteht. So ist das auch bei seelsorgerlichen Gesprächen. Was braucht der andere? Was sage ich ihm? Kann ich dabei wirklich noch mobil durch die Wohnung laufen und arbeiten? Die Worte ''haben'' und ''sein'' können schnell als Füller benutzt werden, wenn einem nicht das richtige Verb einfällt.
Gott kann uns in den Situationen die richtigen, einfühlsamen Worte schenken. Manchmal muss man hart reden, damit der andere ''aufwacht'' und eventuell auch mal in eine andere Richtung gelenkt wird. Das schmerzt einen selber und denjenigen stößt man auch vor den Kopf. Gott schenkte uns aber die Gabe der Sprache, damit wir miteinander reden können. Die Jünger Jesu wurden in die Welt gesandt, um von ihren Erlebnissen mit Jesus zu erzählen. Dafür geben heute noch viele Menschen ehrenamtlich Zeit, wenn sie es nicht beruflich machen.
Ich wünsche dir heute, dass du die nötige Ruhe und Zeit hast, den Menschen zuzuhören und die richtigen Worte findest.