In Jakobus 1,4 schreibt der Gemeindevorsteher der Jerusalemer Gemeinde und leibliche Bruder von Jesus Christus: ''Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und kein Mangel an euch sei''. Das, was man unter einem ''vollendeten Christen'' mit einem unerschütterlichen Glauben versteht, leitet sich vom griechischen Wort ''teleios'' ab, was soviel wie ''vollendet'' und ''vollkommen'' bedeutet. Ein geduldiger und bewährter Glaube ist also demnach ein vollkommener Glaube. Nicht im Sinne von perfekt, tadellos oder unfehlbar, aber ganz gewiss als etwas Vollendetes und überaus Positives und Richtiges in der Sache selbst und im Sinne Gottes. Es geht also um Ganzheit, Vollständigkeit und Reife. Wenn wir in allen Gebieten unseres Glaubenslebens Fortschritte machen (Gott hilft und führt), sind wir im biblischen Sinne ein vollständiger Mensch und Christ. Zum Beispiel auch dadurch, daß wir Dinge auszuhalten, zu ertragen verstehen, sie nicht zu ignorieren oder zu umgehen. Auch dies ist mitunter notwendig und eine Frucht des Glaubens. Die Bibel umschreibt dies mit dem Begriff des geduldigen „Ausharrens“. Geduld bewirkt ein Werk, welches uns letztlich hilft und innerlich stark macht, also entsprechend ''teleios'' zur Vollständigkeit führt vor Gott. Biblisch gesehen also in das Bild des Sohnes verwandelt zu werden. In 2. Korinther 3,18 steht: „Wir alle aber spiegeln mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider, und wir werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist“. Diesen Zusammenhang müssen wir erkennen, um auch jeder Anfechtung etwas Positives abzugewinnen. So wie Jesus selbst, der an dem was er als Mensch erlitt, den Gehorsam lernte (Hebräer 5,8).
Dies hilft uns (wenn wir daran denken, daß sogar der Sohn Gottes aus seinen Erlebnissen und Erfahrungen lernen musste) mit unseren eigenen Anfechtungen, Schwierigkeiten und Umständen umzugehen und sie auszuhalten und sogar daraus lernen können. Jesus erging es seinerzeit nicht anders. Auch hier ist ER unser Vorbild und ist uns voran gegangen. Eine Versuchung und Anfechtung ansich ist keine Sünde oder muss zwangsläufig immer dazu führen. Wenn wir die Versuchung kommen sehen, können wir sie durch unser ausharren gewissermaßen''ersetzen'' und so eine Anfechtung als geistlicher Mensch umdrehen und einen Sieg feiern, weil wir das Schlechte zum Guten genutzt haben. Als reifer Christ können wir (aus Erfahrung) dann jeder Anfechtung kontrolliert begegnen. Unsere Gefühle werden uns dabei weniger behilflich sein, weil sie von Natur aus auf Schwierigkeiten anders reagieren - nämlich mit negativen Emotionen. Jakobus schreibt im Eingangstext aber nicht, daß wir Freude ''fühlen'' sollen wenn Anfechtungen kommen, sondern wir sollen es als Freude ''erachten''. Das hat etwas mit meinen Gedanken zu tun und letztlich dann mit meiner ganzen Einstellung den Anfechtungen gegenüber. Das sind nicht nur nervige Störungen, überflüssige Hindernisse oder unnötige Provokationen, sondern eben auch Übungsfelder und Reifeprozesse um im Glauben und Vertrauen zu Gott zu wachsen und dadurch in das Bild der „Herrlichkeit des HERRN“ verwandelt zu werden.
Fortsetzung morgen...