Ich habe mich schon oft gefragt, was die Leute eigentlich meinen, wenn sie von Erlebnis reden. Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind. Ich sehe alles, wovon sie reden, sehr genau; ich bin ja nicht blind. Ich sehe den Mond über der Wüste von Tamaulipas - klarer als je, mag sein, aber eine errechenbare Masse, die um unseren Planeten kreist, eine Sache der Gravitation, interessant, aber wieso ein Erlebnis? ... Ich weigere mich, Angst zu haben aus bloßer Fantasie, beziehungsweise fanatisch zu werden aus bloßer Angst, geradezu mystisch. (Max Frisch - Homo Faber)
Lange Zeit konnte ich mich mit diesem Homo Faber gut identifizieren. Ich bin ein denkender Mensch und kann mir selbst ein Bild von der Welt machen. Ich brauche niemanden, sondern kann autark leben. Gott war ein abstraktes Wesen für schwächere Menschen, die ihr Leben nicht selbst auf die Reihe bringen können. Aber ich sehe die Dinge halt wie sie sind.
Doch je länger ich so lebte, merkte ich, dass in meinem Leben etwas fehlt. Das Leben besteht halt nicht nur aus den notwendigen Dingen, wie Schlafen, Essen, Arbeiten ... Es ergab irgendwann keinen Sinn mehr. Wofür leben wir? Ist das Leben wirklich nur die Spanne zwischen Geburt und einem früheren oder späteren Tod? Wozu dann alles?
Lange suchte ich das Licht, das mir meinen Weg erleuchtet, bis ich heraus fand, dass Jesus dieses Licht ist. Wenn ich auch scheinbar nicht blind war und meinte, alles zu sehen, lief ich doch in die Finsternis. Ich merkte langsam, dass dieses autarke Leben nicht alles war. Das Leben ist dafür da, es gemeinsam zu leben, Gefühle zu haben, zu Lieben und für einander da zu sein.
Es dauerte doch noch eine ganze Zeit, bis ich die Liebe Jesu in mir spüren konnte, bis ich auch bereit war, diese Liebe weiter zu geben. Nicht aus rationaler Überlegung, sondern tief aus dem Herzen heraus so zu Lieben, wie ich von ihm geliebt werde.
Heute hat Jesus meinen Weg erhellt. Die Finsternis ist gewichen. Auch wenn ich noch öfter mal dunkle Schatten in meinem Leben habe, weiß ich doch dass ich nur eine Kehrtwende in meinem Leben machen muss, um wieder in sein Licht zu kommen.
Der Mond ist für mich immer noch kein Erlebnis. Aber das, was ich seitdem mit anderen Menschen erlebte wurde zu einer großen Menge an Erlebnissen, die ich heute nicht mehr missen möchte.
''Denn nicht sieht der HERR auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.'' (1.Sam 16,7)
Herr, leuchte du mir weiterhin auf meinem Wege,
lass mich nicht wieder in die Finsternis laufen
sondern führe mich auf deinem Wege.
Lass mich dein Licht erkennen und es in mein Herz aufnehmen.
Sei du mein Licht.
Amen