Vor den Stadtmauern Jerusalems ist die Schädelstätte. Dort stehen drei Kreuze, an denen drei Männer hängen. Eigentlich nichts Besonderes,denn Kreuzigungen gehörten zum Alltag. Der Mann, der mitten zwischen den beiden anderen Kreuzen hängt, ist das Besondere daran. Über dem Kopf hängt: ''Jesus von Nazareth, der König der Juden'' in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache auf einer Tafel. Er hängt da, durch Hände und Füße wurden Nägel getrieben, hat Schmerzen. Lässt er sich hängen, beginnen die Wunden in den Händen zu schmerzen, der Druck auf die Brust nimmt zu, die Atemluft wird knapper und er droht zu ersticken. Richtet er sich auf, um besser atmen zu können, verlagert sich das ganze Gewicht auf den Nagel, der durch die Füße getrieben wurde und der Schmerz konzentriert sich darauf. Eine ständige Pein.
An dem Kreuz hängt die personifizierte Liebe. Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben für die Menschen gab. Er will, dass wir gerettet werden, dass wir aus der Schud kommen. Sein ganzes Denken und Trachten ist auf die anderen gerichtet: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!« Keine Bitterkeit, keine Anklage, sondern die Bitte um Vergebung für diejenigen, die ihn ans Kreuz schlagen! »Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen!« - Selbst in der Extremsituation lässt Jesus es nicht zu, dass Hass, Zorn und Groll sein Denken bestimmt! Dann ist da der andere Mitgekreuzigte, der ihn bittet: »Herr, denke an mich, wenn Du beim Vater bist!« - »Wahrlich, ich sage Dir, heute wirst Du mit mir im Paradiese sein!«
Dann stehen da noch die Frauen: die Mutter, ihre Schwester und Maria Magdalena. Sie sind geblieben. Die Jünger haben sich davongemacht! Den Mut bringen sie nicht auf, zum Kreuz zu kommen und sich als Dazugehörende zu offenbaren. Großes Mundwerk mit vorlauten Sprüchen, aber wenn es drauf ankommt? Johannesr ist der einzige, der geblieben ist. Ich habe mich gefragt, was muss in diesem Moment in den Herzen dieser Frauen vorgegangen sein? Wir können es vielleicht erahnen.
»Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen!« - hat der alte Simeon der Mutter Jesu im Tempel geweissagt. Was muss die Mutter am Kreuz gelitten haben? Da hängt er am Kreuz, der durch Engel angekündigt wurde, den sie getragen und unter Schmerzen in einem Stall geboren hat. Sie hat ihn gestillt und geliebt. Sie hat ihn getröstet, sie hat gesehen, wie er heranwuchs. Sie sah die Wunder. Sie sah und erkannte, dass er der Sohn Gottes war. Dann dieses Ende! Auch die, die ihn geliebt haben! Maria, der Jesus geholfen hat, der er einen neuen Lebenssinn gab. Johannes, der erfahren hatte, dass Liebe, Sanftmut verändernde Kraft in sich tragen. Er, der von den Fischen weg zum Leben des Friedens berufen worden war. Sie stehen fassungslos da.
Fortsetzung folgt.............