Im ersten Teil dieses Abschnitts hat Paulus den Charakter eines Leiters in der Gemeinde in negativen Worten ausgedrückt, nämlich wie er nicht sein soll. Man kann die negativen Eigenschaften kurz auf den Punkt bringen, indem man sagt, er soll nicht den Umständen oder sich selbst ausgeliefert sein. Nicht von seinem Ego gesteuert, nicht von seinem Zorn gesteuert, nicht vom Alkohol gesteuert, nicht von falschen Leidenschaften und auch nicht von Geld und Macht gesteuert. Das sind alles Einflüsse, die aus einem Charakter kommen, der für diese Aufgabe nicht brauchbar ist. Und nun nennt Paulus die positiven Aspekte eines Charakters, der dafür gebraucht wird: Zuerst Gastfreundschaft. Jemand, der bereit ist, andere in sein Leben und sein Haus zu lassen. Jemand, der großzügig ist. Jemand, der bereit ist, anderen Einblick zu geben in sein Leben. Das ist ein Charakter der Gastfreundschaft. Man könnte das Wort auch mit Fremdenliebe übersetzen. Es ist die Bereitschaft, für Menschen da zu sein, auch wenn diese keine Möglichkeit haben, etwas von dem zurückzugeben, was man in sie investiert hat. Zweitens ist da eine Liebe zum Guten. Hierzu braucht ein Leiter eine ganz exakte Unterscheidung, was das Gute und was das Schlechte oder Böse ist. Das ist nichts Relatives, sondern klar und eindeutig. Gemeint ist hier dasselbe, was Paulus an die Gemeinde in Philippi schreibt: Im übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgend eine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht! (Philipper 4, 8)
Dann soll ein Leiter auch besonnen sein. Das heißt, er lässt sich nicht einfach gehen und reagiert nicht vorschnell, sondern er handelt überlegt. Er ist jemand, der sich Gedanken macht, bevor er reagiert. Manche Menschen müssen ständig den Mund aufreißen, können ihn nicht stillhalten, können nicht richtig zuhören, verstehen nicht zuerst, was jemand anderes ihnen sagen möchte, sondern reagieren einfach unüberlegt drauflos. Zu solchen sagt Paulus, dass sie dieser Aufgabe nicht gewachsen sind. Ein Leiter muss besonnen sein. Dann muss er auch gerecht sein. Gerecht hat in unserem Zusammenhang mit dem Maßstab Gottes zu tun. Ein Ältester ist bereit, den Maßstab Gottes für sein Leben zu akzeptieren, und mehr noch als das, ist er bestrebt, dass dieser Maßstab in seinem Leben sichtbar wird. Sodann ist ein Ältester auch heilig, oder besser gesagt, er ist gottesfürchtig. Die Gottesfurcht treibt alle Menschenfurcht aus, das ist wichtig zu wissen. Wenn uns Gottes Wille wichtiger ist als was die Menschen über uns denken, dann sind wir bereit für diese verantwortungsvolle Aufgabe. Zuletzt fasst Paulus das ganze bisher Gesagte mit einem Wort zusammen: Er ist beherrscht. Er hat sich im Griff. Er kennt sich und weiß um seine Schwächen und Stärken, kann sich einschätzen und handelt entsprechend. Er lässt sich weder von Gefühlen noch von Situationen noch von schlechten Charaktereigenschaften leiten, sondern leitet sich selbst. Selbstführung ist die schwierigste Form der Leitung, aber sie ist unerlässlich für jeden, der in der Gemeinde einen Ältestendienst übernimmt.