Erstaunlich, dass Paulus stolz sein will auf seine Schwachheit und nicht auf die Leistungen und Erfolge, die er doch zweifelsohne vorzuweisen hätte (Kap. 11, 16-33). Nein, Paulus möchte das nicht hervorheben. Er möchte sich gar nicht rühmen, weiß er doch genauso um seine Schwächen. Ein Leiden, eine Krankheit macht ihm schon jahrelang zu schaffen. Ein großer und begnadeter Redner war er nicht. Sozusagen sterbenslangweilig war eine seiner langen Predigten für einen jungen Mann, der am offenen Fenster sitzend eingeschlafen war und durch das geöffnete Fenster fiel. Er war tot, als ihn Männer fanden (Apg. 20,9). Paulus leidet unter einer Krankheit oder einer starken körperlichen Beeinträchtigung. Dreimal hatte er Gott gebeten, dieses Leiden von ihm zu nehmen (2.Kor.12,8), doch Gott tat es nicht. Paulus muss erkennen, dass Gott ihn mit diesem Leiden vor eigener Überheblichkeit schützen will. Paulus erträgt dieses Leiden. Er erkennt, dass Gott sein Defizit ausgleichen will. Paulus will an seinem Beispiel zeigen, dass es nichts als Gottes Gnade ist, wenn er, Paulus, Leistungen und Erfolge erzielen kann. Und Paulus möchte zeigen, dass es Gott ist, der sich um die Schwachen mit ihrer Schwachheit annimmt und sie bei ihm sein dürfen, wie sie sind. Gott sagt uns Menschen damit: komm her zu mir. Komm zu mir, wenn du schwach bist. Komm zu mir, ich möchte dich stärken. Komm zu mir, du musst kein Überflieger sein. Komm her zu mir, so wie du bist, bist du ok!
Gerade Kindern muss man das sagen. Du bist ok, so wie du bist! Du musst kein Spitzensportler und kein Mathegenie, kein genialer Künstler und kein auf allen Gebieten Hochbegabter und alles gleichzeitig sein. Komm her zu mir, auch wenn Du keinen durchtrainierten Körper hast, komm her zu mir mit deinen Unzulänglichkeiten, mit deinen Einschränkungen. Komm her, wenn du dich schwach fühlst. Du musst nicht der Überflieger sein. Du musst nicht überall die besten Leistungen erbringen. Du darfst auch schwach sein. Komm, wenn du selbst nicht weiterweißt, komm zu Jesus! Kindern das zu sagen und sie so „zu bestärken“ darin zu bestärken, dass sie „ok“ sind, wie sie sind, das ist wichtig.
Wir alle haben irgendeinen Mangel vorzuweisen. Wir alle entsprechen in irgendeiner Form nicht der von unserer Gesellschaft vorgegebenen Norm. Leistungsfähigkeit und stetiges Wachstum haben irgendwann ein Ende. Wir alle verlieren irgendwann die Kraft und uns geht irgendwann die Puste aus. Wir alle sind irgendwann einmal schwach. Und dann, zählen wir dann nichts mehr in unserer Gesellschaft? Die Schwachen drohen in unserer auf Leistung und Wachstum aufbauenden Gesellschaft rauszufallen. Ist das unsere Angst, herauszufallen aus der Gesellschaft? Abgeschrieben sein, wie eine ausgebrauchte alte Maschine, in den Erfolgsrechnungen keine Rolle mehr spielend, in den Inventarlisten gerade noch mit dem geringsten Erinnerungswert und ständig in der Gefahr stehend, jederzeit ausgemustert zu werden?
Denken wir nicht zu hoch von uns, wenn wir Erfolg haben. Es ist alles Gottes Gnade, wenn wir Leistung und Erfolge erzielen. Denken wir nicht zu gering von uns, wenn wir schwach sind und nicht mehr können. Auch dann ist es Gott, der uns beisteht.
Schau auf Jesus! Sieh nicht auf deine Mängel! Schau auf Jesus! Komm zu Jesus!