Jesus deckt die wahre Identität unseres frommen Lebens auf, indem er uns durch Gleichnisse und gezielte Fragen dazu bringt, Stellung zu beziehen und dadurch unsere Wahrhaftigkeit oder unsere Heuchelei und unseren Unglauben preiszugeben. Wenn dies geschieht, kann man entweder sehr zornig und ungehalten werden (wie die Pharisäer und Schriftgelehrten) oder aber auch Buße tun und sich überführen lassen und umkehren. Hier prüfe sich jeder selbst. Unangenehmen Fragen gehen wir meist alle mehr oder weniger aus dem Weg. Nicht nur Managern, Politikern, Dieben und Finanzberatern sind gezielte Fragen, die ihre Verantwortung betreffen, meist eher unangenehm. Da wird dann eher der Fragesteller kritisiert und deren Kompetenz bestritten als sich selbst hinterfragt. Oder man spielt den Ahnungslosen und das Opfer. Ich glaube, es vergeht kein Tag, ohne daß sich auch ein Christ im kleinen oder großen irgendwo ungläubig und sogar heuchlerisch verhält, unabhängig davon ob man das stets bewusst wahrnimmt. Die Sünde betrügt, täuscht, verblendet und verstockt (Hebräer 3,13). Bei manchen Dingen hat man den Eindruck, daß man sie nie los wird. Es wird ja keiner, der davon betroffen ist, sich sofort eingestehen, daß er heuchelt und ungläubig, in manchem sogar abhängig ist, oder? In Psalm 19,13 schreibt David: ''Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden''! Mit dieser Einstellung Davids müssen auch wir uns identifizieren, denn es ist die reine Wahrheit. Wenn wir mit der inneren Bereitschaft, uns auch überführen und zurechtweisen und korrigierend ins Licht stellen zu lassen, eingestellt sind, werden wir letztlich mehr davon profitieren, als unser Gesicht verlieren. Mit dieser Gesinnung sollten wir ebenso unseren Glaubensgeschwistern begegnen, einer Predigt zuhören oder auch die Bibel lesen - vor allem wenn wir von etwas besonders angesprochen und getroffen sind. Sogar ein Kind kann uns in mancher Situation einen Spiegel vor das Gesicht halten um unsere möglicherweise verkehrten Sichtweisen deutlich zu machen (Markus 10, 13-16). Die Frage ist nur, ob wir das zulassen oder ob wir stets meinen, alles besser zu wissen und zu verstehen? Wir machen nicht nur dann Fehler, oder benehmen uns daneben und reden Unsinn, wenn wir es selbst merken. Die schleichende Sünde trübt nicht selten auch unsere Selbstwahrnehmung.
William McDonald schreibt zum Eingangstext folgerndes: „Welch ein Bild! Der Meister verkündigt unermüdlich die Gute Nachricht im Schatten des Tempels, und die Führer Israels bezweifeln unverschämt sein Recht zu lehren. Für sie war Jesus nur der einfache Zimmermann aus Nazareth. Er hatte so gut wie keine Schulbildung, keinen akademischen Grad und keine Berufung durch eine Religionsgemeinschaft. Welche Zeugnisse konnte er bringen? Wer gab ihm »diese Vollmacht«, zu lehren, anderen zu predigen und den Tempel zu reinigen? Das wollten sie gerne wissen! Jesus antwortete, indem er ihnen eine Frage stellte. Wenn sie sie richtig beantwortet hätten, so hätte er ihnen auch ihre Frage beantwortet. »War die Taufe des Johannes« von Gott bestätigt oder war sie nur in menschlicher Vollmacht geschehen? Damit hatte Jesus sie gefangen. Wenn sie anerkannten, daß Johannes mit göttlicher Salbung predigte, warum hatten sie dann nicht seiner Botschaft gehorcht, Buße getan und den Messias angenommen, den er verkündigte? Doch wenn sie sagten, daß Johannes nur ein normaler Lehrer war, dann würden sie sich den Zorn der Masse zuziehen, die noch immer Johannes als »Prophet« ansahen. Deshalb »antworteten sie, sie wüssten nicht, woher« Johannes diese Vollmacht habe. Jesus sagte: »So sage auch ich euch nicht, in welcher Vollmacht ich lehre.« Wenn sie ihm noch nicht einmal so viel über Johannes sagen konnten, wie konnten sie dann die Autorität dessen in Frage stellen, der so viel größer als Johannes war? Dieser Abschnitt zeigt, daß es sehr wichtig ist, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, wenn man das Wort Gottes lehrt. Wer die Salbung hat, kann über die Menschen den Sieg davontragen, deren Macht sich auf akademische Grade, menschliche Titel und menschliche Anerkennung beschränkt. »Wo haben Sie ihren Abschluss gemacht? Wer hat Sie ordiniert?« Diese alten Fragen werden auch heute noch, möglicherweise aus Eifersucht, gestellt. Der erfolgreiche Prediger, der noch nicht die heiligen Hallen der theologischen Fakultät einer bekannten Universität oder sonst einer Institution betreten hat, wird deshalb in Frage gestellt, ob er fähig sei und seine Berufung und Ordination echt sei“.
Fortsetzung morgen...