Den Willen Gottes für das eigene Leben zu erfahren, ist wohl eines der wichtigsten und am sehnsüchtigsten erhofften Wünsche, die man als Christ haben kann. Was will Gott für mich? Es gibt einen allgemeinen Willen Gottes, wie die Absicht, daß allen Menschen geholfen wird, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Timotheus 2,4). Aber es gibt auch einen sehr persönlichen Weg, den Gott in seiner Souveränität jedem einzelnen Christen individuell verordnet hat. Es gibt zwar ein ewiges, gemeinsames Ziel für alle Glaubenden, aber es gibt für keinen eine fromme Schablone für das Leben davor. Es ist ein direkter und praktischer Bestandteil unserer Nachfolge, durch Glauben, Vertrauen und praktische Hoffnung, Gottes Reden und seine Wege für uns in aller Geduld aktiv herauszufinden. Das wird uns zugemutet. Paulus schreibt in Römer 12,2: ''Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist''. Es ist außerdem der Wille Gottes für seine Kinder, daß sie in der Heiligung leben (1. Thessalonicher 4,3). Ich würde das für mich so definieren wollen, daß wir mehr und mehr erkennen und verinnerlichen müssen, wie schlimm und böse die Sünde, und wie groß und herrlich die Erlösung durch die Gnade und Liebe Gottes bei mir persönlich ist - jeden Tag! Je mehr das geschieht, umso mehr werden wir auch verwandelt und der Welt gegenüber unangepasst. So etwas lässt sich nur unzureichend theoretisieren und erklären, und letztlich ist das auch der Unterschied zwischen einer aufgesetzten Religiosität und Pharisäertum und einem inneren Zerbruch und einer persönlichen, inneren Kapitulation vor Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit. Oder kurz gesagt: In der Praxis des Lebens erfahren wir den Unterschied zwischen Gut und Böse. Und wenn wir uns für das Gute entscheiden wollen (und somit dem Bösen bewusst absagen) gehen wir einen geheiligten Weg.
Auf diese Weise erfahren wir dann auch in aller Geduld und Ehrlichkeit, wo unser Platz ist, und wo ich ganz individuell meine Bewährungen erleben und erfolgreich gestalten kann. Gott wird uns dabei helfen, wenn wir ihn darum bitten. William McDonald schreibt: „Ein letzter Anreiz für standhaftes Ausharren ist die Furcht, Gottes Missfallen zu erregen. Der Verfasser zitiert weiter aus Habakuk und zeigt, daß ein Leben, das Gott gefällt, ein Glaubensleben ist: »Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben.« Dies ist das Leben, das Gottes Verheißungen annimmt, das das Unsichtbare schaut und bis ans Ende durchhält. Andererseits ist das Leben, das Gott missfällt, das eines Menschen, der dem Messias abschwört und zu den überflüssigen Opfern des Tempels zurückkehrt: »Wenn er sich zurückzieht, wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben.« Der Verfasser zeigt nun schnell, daß er und seine Mitgläubigen nicht zu »denen« gehören, »die zurückweichen zum Verderben«. Das trennt die Abgefallenen von echten Christen. Abgefallene »weichen zurück« und gehen verloren. Echte Gläubige »glauben« und bewahren ihre Seele vor dem Schicksal des Abtrünnigen“. Dazu gehört eben dann auch die Einsicht, daß man tatsächlich von der Finsternis von Gott ins Licht geholt wurde. Vom Elend eines sündigen Lebens zur herrlichen Befreiung eines erlösten Lebens. Paulus drückte es in Römer 7, 24-25 bei sich so aus: ''Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn“! Martin Luther suchte seinerzeit flehentlich einen ''gnädigen Gott'', nachdem er erkannte, diesem HERRN niemals gerecht werden zu können, und ebenso wie Paulus elend und verloren zu sein ohne die unverdiente Gnade Gottes.
Fortsetzung morgen...