Die Tauben, die im Tempel verkauft wurden, dienten zur Opferung. Die Händler dachten sich, daß direkt beim Gotteshaus der ideale Ort wäre um der Nachfrage gerecht zu werden und möglichst viele Gläubige anzutreffen. Es war finanziell offensichtlich eine lohnende Sache. Scheinbar hatte sich, bevor Jesus kam, niemand ernsthaft daran gestört! Und auch die Geldwechsler mit ihrem Tischen waren direkt vor Ort. Warum überhaupt Geldwechsler? Die Geldwechsler waren nötig, weil römische Münzen, die damals im Umlauf waren, das Bild des Kaisers, der als Gott verehrt wurde, trugen. Dies wurde als Beleidigung Gottes ausgelegt, daher musste das römische Geld in bildlose Münzen umgetauscht werden. Dies änderte aber nichts daran, daß Jesus wütend war. Es war für Gott eine viel größere Beleidigung, daß sein Gebetshaus zu einem Konsumtempel gemacht wurde, als daß bei den Juden römische Münzen im Umlauf waren. Auch heute gibt es noch solche gewissenlose Geschäftemacher. Menschen, die mit dem Glauben an Gott bei anderen Geld verdienen wollen und dies dann auch noch als Segnung von oben darstellen. Man wundert sich manchmal schon, wenn man bekannte Fernsehprediger sieht und erfährt, daß sie in Saus und Braus leben und damit quasi signalisieren, daß es ein Wohlstandsevangelium gibt – aber vermutlich dann auch nur bei ihnen selbst. Die Geschichte zeigt, daß sich seit der Zeit Jesu in der Hinsicht nicht wesentlich viel verändert hat. Zwischen 1170-1200 entstand die Lehre vom ''Fegefeuer'', einer Läuterung der Seele nach dem Tod. Aber diese Annahme steht nicht in der Bibel. Lediglich in den Apokryphen bei 2. Makkabäer 12, 43-45. Die Apokryphen sind kein Teil der Bibel – nur in der katholischen Kirche. Der weitere Hinweis auf 1. Korinther 3, 13-15 als Beweis ist unzulässig, weil es hier um den Richterstuhl Jesu Christi geht und um bleibende oder nicht bleibende Werke und gar nichts mit einem Feuer zur Abbüßung von Schuld zu tun haben. Wozu starb Jesus, wenn man nach dem Tod noch zusätzlich gereinigt werden muss? Durch die Konfrontation mit dem ''Fegefeuer'' mussten die Gläubigen nun Abbitte leisten. Natürlich gegen bare Münze. Die offizielle Bußpraxis erlebte dabei einen gewaltigen Aufschwung und führte zum kirchlichen Ablasswesen. Man konnte demnach gegen Geld sich einen Freibrief für Sünden ausstellen lassen.
Die Leute bezahlten auch aus Angst vor langer Bestrafung im Fegefeuer für ihre Angehörigen. Man glaubte dabei, dass man Verstorbene durch Gebete und gute Werke bzw. Spenden aus dem Fegefeuer erlösen könne. Diese ''Spenden'' wurde dann ja auch mit der Zeit regelrecht eingefordert und zur Bedingung gemacht. Jesus wusste ganz genau was er tat auch wenn er damals im Tempel sicherlich einigen Menschen ziemlich vor den Kopf gestoßen hatte - schließlich waren es doch Gläubige die sich dort trafen und saßen. Fast könnte man sagen: Glaube schützt vor Missbrauch nicht! Mit dem Glauben Geschäfte zu machen hat fast schon Tradition. Schon Paulus distanzierte sich von solchen scheinbar frommen Geldeintreibern (2. Korinther 2,17: ''Wir sind ja nicht wie die vielen, die mit dem Wort Gottes Geschäfte machen; sondern wie man aus Lauterkeit und aus Gott reden muss, so reden wir vor Gott in Christus''. Paulus hielt sich selbst nicht für tüchtig (2. Korinther 3,5) sondern verwies in all seiner Arbeit auf die Kraft Gottes im Heiligen Geist. Von daher hat er sich gewiss auch nicht auf die eigene Fahne geschrieben, daß er durch seine gesegnete Arbeit wohl viel eher das recht hätte etwas dafür zu bekommen. Er wusste wohl, daß ein Arbeiter seines Lohnes wert sei (1. Timotheus 5,18) und es schon alttestamentlich so geschrieben steht, daß man an der geistlichen Ernte seinen Anteil haben darf (5. Mose 25,4), aber er wusste ebenso, daß er nichts eingebracht hatte, wofür er jetzt die Hand aufhalten könnte. Im übrigen ist auch geistliche Arbeit eine Arbeit, nicht nur körperliche Arbeit. Er ließ sich jedenfalls allein von Gott versorgen und Gott machte anderen Glaubensgeschwistern das Herz offen. Diese wussten, daß Paulus ein gesegnetes Werkzeug Gottes war und sie halfen ihm und beteten viel für seinen Dienst und sein Leben.
Fortsetzung morgen...