Das Kreuz das Jesus Christus trug (im wörtlichen wie übertragenen Sinne) können wir in der Weise aufnehmen, daß wir dies als Symbol für die erfüllte Erlösungstat anerkennen und im Glauben annehmen. Sich selbst zu verleugnen bedeutet auch, sich keinerlei Illusion (Täuschung) hinzugeben, jemals und irgendwie etwas zur eigenen Erlösung beitragen zu können, außer daran zu glauben. Und selbst das schenkt Gott. Dies macht uns angreifbar, weil die Welt es nicht versteht. In Johannes 15,19 lesen wir: ''Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum haßt euch die Welt''. Es wäre ein fataler Selbstbetrug anzunehmen, wir hätten uns selbst zum Glauben erwählt. Ebenso verhält es sich mit dem Kreuz, was zum Glauben dazu gehört. In Johannes 15,20 lesen wir: ''Gedenkt an das Wort, das ich zu euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie auf mein Wort [argwöhnisch] achtgehabt, so werden sie auch auf das eure [argwöhnisch] achthaben''. Von welchem Kreuz spricht Jesus? Es ist die Rede vom Kreuz der Nachfolge. Und da stecke ich, als individuelle Persönlichkeit und als Glaubender, sozusagen mit allen meinen Stärken und Schwächen leibhaftig mittendrin. Es ist eine heilige Konsequenz daß Nachfolge auch Leid bedeutet. Aber es ist gleichzeitig auch eine Ehre und hat eine himmlische Konsequenz, die alles in den Schatten stellen wird, was jemals an leidvollen Erfahrungen über unser Leben hinweg gehen wird (1. Korinther 2,9). Wir leiden, wie Jesus, um der Wahrheit willen. Aber sie ist es, die uns frei macht (Johannes 8,32). Wir leiden auch an uns selbst. Das ist ebenfalls das Kreuz was wir auf uns nehmen sollen und werden. Wer war nicht schon über sich selbst zerknirscht und wütend?
Wer hat sich nicht schon selbst, in der einen oder anderen Sache, oder aufgrund fahrlässiger Versäumnisse schuldig sprechen müssen? Manchen verpassten Gelegenheiten Gutes und Richtiges zu tun, kann man sehr lange nachtrauern. Mitunter verstehen wir uns selbst nicht und empfinden uns auch nicht stets als liebenswert und wertvoll. Und dennoch dreht sich die Erde. Die Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre gehen dahin, und wir glauben manchmal nicht, wie schnell die Zeit wie feiner Sand durch unsere Hände fließt. Manchmal würden wir gerne von vorne anfangen, vieles anders und besser machen. Aber das geht nicht. Wir leiden darunter. Das ist ein Kreuz. Daß wir nicht enttäuscht, entmutigt, desillusioniert und betäubt die Flinte ins Korn werfen, verdanken wir der Vorausschau, Gnade, Liebe und der Fürsorge Gottes. Gott hilft uns dabei uns selbst zu ertragen. Das tut er, indem er uns ständig durch den Heiligen Geist sagt, daß er uns liebt und erlöst hat. Wir dürfen an uns selbst zweifeln, auch versagen und schwach sein - Gott kann uns ertragen. Und mehr noch. Wenn wir trotzdem glauben, auch wenn wir uns selbst manchmal nicht mehr liebhaben, und uns vielleicht an Gottes Stelle nicht erwählen würden, dann verleugnen wir uns selbst und folgen Jesus nach. Der Anfänger und Vollender des Glaubens ist Jesus Christus (Hebräer 12,2). Das sind nicht wir selbst. In Jesaja 38,17 lesen wir, was geschehen ist, und worauf sich unsere irdische wie himmlische Zukunft verlassen darf: ''Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück''. Daran festhalten zu dürfen (egal was passiert) ist ein sanftes Joch, oder?