Zur Zeit ist mal wieder 'Der Teufel los', wie es scheint. Die einen regen sich über den amerikanischen Präsidenten auf, die anderen fordern härteres Vorgehen gegen Terroristen, Juden, Palästinenser, Muslime, fehlgeleitete Priester und viele andere. Selbst in christlichen Kreisen ist keine Ruhe, auch wenn die Amtskirchen einen friedlichen Kontakt anstreben, brodelt es in Internetforen immer mal wieder vor sich hin, Protestanten, Freikirchen und Katholiken sind sich 'nicht ganz grün'. Und jeder kann einen Grund angeben für seine Einstellung.
Gleichzeitig ist ein Teil der Menschen geradezu wild darauf in immer abstruseren TV-Shows mitzuspielen, während eine andere Gruppe sich genauso fasziniert vor den TV setzt und zusieht. Zwar opfern die Kandidaten nicht gerade ihr Leben, aber doch einen Großteil ihrer Würde, die eben doch nicht unantastbar ist.
Und ich werde immer wieder das Gefühl nicht los, dass alles das zwar nicht verhindert werden kann, aber nicht geschehen dürfte im Namen des Gottes, der Tote auferstehen läßt und uns nach seinem Bild schuf.
Da finde ich regelmäßig zurück zu den Worten ''Liebe wünsche ich mir, nicht Schlachtopfer'' (Hosea 6,6), die auch Jesus gemocht zu haben scheint, benutzt er sie doch im Mathäus-Evangelium gleich zweimal: Das erste Mal. als die Pharisäer nicht verstehen können, wieso er sich gerade mit Matthäus abgibt, das zweite Mal kurz vor seiner Gefangennahme in den Wehrufen gegen die Pharisäer, die peinlich genau die Gesetze einhalten (''ihr verzehntet die Minze und den Dill und den Kümmel''), und die wichtigen Dinge des Gesetzes vergessen: ''Das Recht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.'' Und fast schon spöttisch fasst er zusammen: ''Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke herausfischt, das Kamel aber verschluckt!''
Für mich heißt das, dass Jesus tatsächlich nicht die Gesetze auflösen möchte. Aber er will, dass nicht die Kleinigkeiten zu hoch bewertet werden und dagegen menschliches Recht, Barmherzigkeit und Glauben verblaßen. Und bei Matthäus ist es eben kein vergeistigter Jesus, der wie ein 68er-Klischee mit Blümchen im Haar Liebe und Vergebung predigt. Es ist ein engagierter, (kann man sagen 'wütender'?) Mann, der die Augen offen hat für die eigentlichen Notstände, der durch eigenes Beispiel engreift und seine Meinung laut verkündet, ohne aus reinem Trotz und Protest alles auf den Kopf stellen zu wollen.
Das war vor 2000 Jahren. Zur Zeit sterben täglich 30.000 Kinder, bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten, täglich sterben Soldaten, Zivilisten, Gläubige verschiedenster Religionen.
Jesus - hilflos ans Kreuz geschlagen, haben wir selber untätig gemacht.
In unserer Ludgeri-Kirche hängt ein Kreuz, das im Bombenhagel des 2. Weltkrieges die Arme verlor. Man beschloss sie nicht zu ersetzen, sondern statt dessen auf den Balken einen simplen Schriftzug zu gravieren: ''Ich habe keine anderen Arme als die Euren.''
So betrachtet liegt es an uns, Gottes Reich schon auf Erden zu bereiten. Zumindest vorzubereiten...