William McDonald schreibt in seinem Bibelkommentar zum Eingangstext folgendes: „Es ist für die Liberalen unserer Zeit charakteristisch, daß sie sich ihres Intellekts und ihres Rationalismus rühmen. Der Ausdruck »leerer Betrug« bezieht sich auf die falschen und wertlosen Lehren derer, die angeblich geheime Wahrheiten einer besonderen Gruppe von Menschen anbieten wollen. Es steckt wirklich nichts dahinter. Doch sammeln diese Lehrer eine Gefolgschaft um sich, indem sie die natürliche Neugier des Menschen ansprechen. Auch appellieren sie an ihre Eitelkeit, indem sie sie zu Mitgliedern einer »auserwählten Gruppe« machen. Die »Philosophie« und der »leere Betrug«, die Paulus beide bekämpft, entsprechen »der Überlieferung der Menschen, … den Elementen der Welt und nicht Christus«. Mit »Überlieferung der Menschen« sind hier religiöse Lehren gemeint, die von Menschen erdacht sind, aber keine echte Grundlage in der Schrift haben. Die »Elemente der Welt« beziehen sich auf jüdische Rituale, Zeremonien und Ordnungen, durch die Menschen erhoffen, Gottes Wohlwollen zu erlangen. Das Gesetz des Mose hat seinen Zweck als Vorbild des Zukünftigen erfüllt. Es war eine »Grundschule« gewesen, um die Herzen für den kommenden Christus zuzubereiten. Paulus wünschte, daß die Kolosser alle Lehren daran messen würden, ob sie mit der Lehre von »Christus« übereinstimmten oder nicht. Es ist wunderbar zu sehen, wie der Apostel Paulus seine Leser immer wieder zur Person Jesu Christi zurückbringt. Hier gibt er ihnen einen der überragendsten und unmissverständlichsten Verse der Bibel über die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus. »Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.« Man beachte die beabsichtigte Anhäufung von Beweisen für die Tatsache, daß Christus Gott ist. Als erstes haben wir seine Göttlichkeit: »Denn in ihm wohnt … Gottheit leibhaftig.« Zweitens haben wir etwas, daß jemand einmal den »höchsten Grad der Göttlichkeit« genannt hat: »Denn in ihm wohnt die … Fülle der Gottheit leibhaftig.«
Und schließlich haben wir, was man auch die »absolute Vollkommenheit der Göttlichkeit« genannt hat: »Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.« (Das ist eine treffende Antwort auf alle Formen des Gnostizismus, die die Göttlichkeit des Herrn Jesus leugnen – Christliche Wissenschaft, Zeugen Jehovas, Unitarier, Theosophen usw.). Der Apostel versucht noch immer, seinen Lesern klarzumachen, daß der Herr Jesus Christus für alle unsere Bedürfnisse ausreicht, und welch eine vollkommene Stellung sie »in ihm« haben. Es ist ein wunderbarer Ausdruck der Gnade Gottes, daß die Wahrheit von Vers 10 der von Vers 9 folgen sollte. In Christus wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig, und die Gläubigen sind »in ihm zur Fülle gebracht«. Das bedeutet natürlich nicht, daß im Gläubigen die ganze Fülle der Gottheit wohnt. Der einzige, für den das je gegolten hat, gilt oder gelten wird, ist der Herr Jesus Christus. Doch dieser Vers lehrt, daß der Gläubige in Christus alles hat, was er für sein Leben und die Gottesfurcht benötigt“. Niemand hat ein Recht auf Gnade! Wer zu denen gehört, der an die Vergebung der Sünden glaubt, ist nicht besser als andere. Keiner hat je nach Gott gefragt und konnte sich ein Leben ohne Sünde überhaupt noch vorstellen (Römer 2,4). Darum sagte Jesus in Johannes 6,44: ''Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage''. Gottes Gnade muss für uns nicht umfänglich erklärbar, aber stets glaubwürdig sein - das muss genügen, daß wir einsehen, allein aus Gnade gerettet zu sein - ohne Verdienst oder Anspruch und aus Liebe. Gott ist groß - Psalm 108,5: ''Denn deine Gnade reicht, so weit der Himmel ist, und deine Treue, so weit die Wolken gehen''. Wo ist so ein Gott wie ER?