Wenn wir uns Christen nennen (dürfen), dann sollte dies auch unsere Erfahrung und Freude sein. Daß wir nämlich an einen lebendigen Gott glauben, der sich unserer annimmt und uns sieht und unsere Gebete hört und erhört. Wir beten nicht ins Blaue hinein, oder haben es mit einem toten Götzen zu tun, sondern mit dem HERRN aller Herren und König aller Könige (Offenbarung 19,16). Wir beten zum allmächtigen, ewigen Gott, der keine Grenzen hat. In Jeremia 32,27 sagt Gott von sich selbst: ''Siehe, ich, der HERR, bin der Gott allen Fleisches, sollte mir etwas unmöglich sein?''. Und diesen Glauben sollten wir auch unbedingt haben, daß Gott in der Tat jederzeit in der Lage ist Dinge zu verändern und zu bewirken. Sicherlich immer nach seinem vollkommenen Willen - und etwas besseres kann uns auch nicht geschehen. Doch ohne Glauben (man kann auch als Christ manchmal ungläubig sein) werden wir nicht durchdringen können. Entsprechend lesen wir in Hebräer 11,6: ''Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt''. Wenn wir nun lesen, daß man Gott in der Stille lobt, dann dürfen wir uns fragen, ob meine Gebete in dieser Stille anders sind als wenn ich mit anderen zusammen bete? Oder wir könnten uns fragen, was mit „Stille“ eigentlich auch gemeint sein kann? Vermutlich der nicht unwichtige Umstand, daß man selbst still wird und Gott zuhört. Sören Kierkegaard (1813-1855) sagte einmal in diesem Zusammenhang folgendes: „Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde, was womöglich ein noch größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer. Ich meinte erst, Beten sei reden. Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist, sondern Hören. So ist es: Beten heißt nicht sich selbst reden hören, beten heißt, still werden und still sein und warten, bis der Betende hört“. Gott reagiert nicht auf Leistungen oder Verdienst oder sture, zweckmäßige Hartnäckigkeit, sondern auf hörenden und aufrechten Glauben.
Man kann tatsächlich sich die Finger wund beten und keine Veränderungen wahrnehmen, weil man mit ''Glauben'' manchmal anderes verbindet als Gott. Nämlich zum Beispiel reden ohne Punkt und Komma oder reden ohne zuvor gehört zu haben. In der Bibel steht nicht daß beten hilft, sondern daß das Gebet des Glaubens hilft (Jakobus 5,15). Und glauben bedeutet eben auch wahrzunehmen daß Gott da ist und redet. Wir müssen lernen zu glauben und zu hören damit wir wirklich beten können. In 2. Mose 4,31 steht: ''Und das Volk glaubte. Und als sie hörten, dass der HERR sich der Israeliten angenommen und ihr Elend angesehen habe, neigten sie sich und beteten an''. Wir müssen (dürfen) daran glauben, daß Gott uns (mich persönlich) sieht, und daß unser Leben für ihn von Bedeutung ist, und wir uns niemals selbst überlassen sind und Gott entsprechend auch mit uns redet – ganz persönlich durch den Heiligen Geist. Die Frage ist eben ob wir zuhören und auch hören wollen? Gerhard Tersteegen (1697-1769) dichtete einst: ''Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten. Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge. Wer ihn kennt, wer ihn nennt, schlag die Augen nieder; kommt, ergebt euch wieder''. Das Schweigen fällt uns ja allen mehr oder weniger echt schwer. Kommunikation wird ja so groß geschrieben heutzutage und man redet, plaudert, informiert, korrigiert, labert, schwätzt, debattiert, reklamiert, instruiert etc. bis sich die Balken biegen. In Hosea 10,4 steht: „Viele Worte machen, Meineide schwören, Bündnisse schließen: So grünt das Recht wie giftiges Kraut in allen Furchen im Felde“. Recht wird zu Unrecht. Gerades wird krumm, Gutes wird Böses, Wahres wird zur Lüge. Das erleben wir ja gerade aktuell in unserer heutigen Zeit. Und was von dem was wir so alles von uns geben ist wirklich nötig, hilfreich und wichtig? Vieles wird einfach nur zerredet und mit vielen Worten wird letztlich nichts gesagt.
Fortsetzung morgen...