In Epheser 2, 4-10 schreibt Paulus: „Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! — und hat uns mit auferweckt und mit versetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus, damit er in den kommenden Weltzeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“ . Es gibt eine Errettung (die viele theoretisch wissen) und eine Erkenntnis der Errettung (die Gott schenken muss). Ebenso gibt es Menschen, die sind fromm und von neuem geboren (1. Petrus 1,23) und auch solche, die haben nur einen Schein der Frömmigkeit, weil sie nie über das Stadium des Kopfwissens und der Religiosität hinaus gekommen sind (2. Timotheus 3,5). Es gibt Sünde und Erkenntnis der Sünde (Römer 3,20). Sehr verwunderlich aber leider wahr, ist das, was in Sprüche 20,6 steht: ''Die meisten Menschen rufen ihre eigene Frömmigkeit aus; aber einen zuverlässigen Mann, wer findet ihn?“. Und auch uns Christen geht das manchmal so, daß wir uns zwar darauf berufen an die Gnade Gottes zu glauben (und es wohl auch so meinen) aber insgeheim wir dann doch nicht abgeneigt sind, uns in einem anderen Licht zu sehen als andere, mit denen wir so zu tun haben. Das ist unsere menschliche Natur, sozusagen die Sünde des Vergleichens. Sören Kierkegaard sagte hierzu einmal: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“. Eine eigene Frömmigkeit resultiert wohl daraus, daß man vergleicht und aus einer gewissen Unzufriedenheit heraus, seine eigene Gerechtigkeit als seelisches Ruhekissen benötigt, weil man Angst hat zu versagen und befürchtet, es in der Praxis einfach nicht fertig zu bringen Jesus nachzufolgen.
Dann denken wir, es ist besser ein guter Christ (Gläubiger) nach eigener Frömmigkeit zu sein, als ein schlechter nach Gottes Maßstab. Aber so zu denken ist verkehrt. Die Pharisäer waren solche Leute (Lukas 12,1). Was sie taten, von anderen verlangten und nach außen sein wollten, taten sie für ihr Fleisch, nicht für ihre Seele. Sie taten es für sich selbst, nicht für Gott. Der HERR verlangt von uns nicht, daß wir im übertragenen Sinne so etwas wie Hungerkünstler, Superstars, Einsiedler, Mönche, Drahtseilartisten, Traumtänzer, Revolutionäre, Wunderheiler oder Volkshelden werden. Ein anständiges Leben in der inneren Gesinnung des rettenden Glaubens an Jesus Christus reicht! Die Pharisäer haben das nie verstanden und waren entsprechend sauer als Jesus ihnen ihre Masken heruntergerissen hat. Aber wenn wir ehrlich und demütig vor Gott sind, dann sind wir solche (erwähnten) zuverlässigen Männer und Frauen. Und zwar in dem Maße, daß wir uns nicht selbst betrügen wollen. Wir streben es an selbstkritisch zu sein, nicht um uns selbst fertig zu machen, und künstlich demütig zu halten, aber doch in der Weise wie es Galater 6,3 sagt: ''Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, während er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst''. Wenn wir Gott wirklich von Herzen suchen, wird ER sich finden lassen - 5. Mose 4,29: ''Wenn du aber dort den HERRN, deinen Gott, suchen wirst, so wirst du ihn finden, wenn du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst''. Was wir finden werden ist dann Erkenntnis der Sünde, und Erkenntnis der Gnade in Jesus Christus. Das gehört zusammen! Und wir werden erkennen, daß Menschen immer aus Glauben und niemals aus Werken gerecht gesprochen werden (Römer 3,28). Und unsere eigene, mitunter komplizierte, ungeistliche und unbiblische Frömmigkeit werden wir dann verlieren, wenn wir genau das verstanden haben!