Das Evangelium ist keine Flickschusterei - die Bibel drückt es so aus: ''Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche, sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben...'' (Matthäus 9,17). Dieses Verderben käme dann zustande, wenn man die Gesetze, die einen von seiner Schuld Gott gegenüber überzeugen sollen, auch nach der geschenkten Gerechtigkeit durch das Evangelium der Gnade, zum Zuchtmeister seines ewigen Heils umfunktionieren würde. Dann würde man neuen Wein in alte Schläuche kippen und es würde eine böse Überraschung folgen. John McArthur schreibt hierzu: „Junger Wein gärt; dabei bildet sich Druck, der die Weinschläuche dehnt. Ein alter Weinschlauch ist nicht mehr elastisch; er würde reissen und den Wein verschütten. Jesus lehrte mit diesem Vergleich, dass die Formen alter Rituale, wie die Fastengebote der Pharisäer und Johannesjünger, nicht für den neuen Wein der Zeit des Neuen Bundes geeignet waren. Mit beiden Illustrationen (Verse 16,17) sagte der Herr, dass das Fasten und die anderen rituellen Praktiken der Pharisäer nicht zum Evangelium gehören“. Wir sind tatsächlich alle ungerecht (Hiob 4,17) und tun vor Gott nichts Gutes (Psalm 14, 1-3). Ein sehr guter Zuchtmeister und ein absolut gehorsamer und disziplinierter Schüler, würden diese Ausgangsposition nicht verändern - das wäre unmöglich! In Kolosser 2,17 steht: „Das sind ja nur Schatten auf Kommendes hin, was aber in Christus schon leibhaftige Wirklichkeit ist“. Der Glaube, nicht das Gesetz ist der Schlüssel ins Herz des Gesetzgebers. Keine noch so gute Reputation, kein perfektes Empfehlungsschreiben und auch keine fromme Mitgliedschaft in einem erlauchten Kreis oder eine Kirche, kann ein zereissen der alten Schläuche verhindern, wenn der neue Wein nicht in neue Schläuche gefüllt wird. Wenn diese geistliche Tatsache uns vor Gott nun klar geworden ist, wie gehen wir nun mit dieser wichtigen Erkenntnis untereinander um?
In Johannes 13, 34-35 steht: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“. Es wäre mehr als unverständlich, wenn wir nun gegenseitig uns zu solchen fleischgewordenen Zuchtmeistern aufschwingen würden. Das taten seinerzeit die Pharisäer. Das mag noch nicht einmal in böser Absicht geschehen, aber es wäre trotzdem etwas, was uns vor Gott in kein gutes Licht rücken würde. Diese Gemeinde in Galatien war der Ansicht, man müsste dem Opfer Jesus noch dies und das zufügen, um selig zu werden und zu bleiben. Das aber wäre ein falsches Evangelium, dem widerstand der Apostel Paulus deutlich und entschieden. Oft merkt man womöglich nicht einmal, wie man zum Zuchtmeister mutiert und Werke sowie Früchte fahrlässig miteinander verbindet beziehungsweise verwechselt. Das eine ist eine reine Sache des Glaubens und das andere eine reine Sache der praktischen Nachfolge. William McDonald schreibt: „Mit »Glaube« ist hier der christliche Glaube gemeint. Das Wort bezieht sich auf das Zeitalter, welches durch Tod, Begräbnis, Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn Jesus und die Predigt des Evangeliums zu Pfingsten eingeläutet wurde. Vor dieser Zeit waren die Juden »unter Gesetz verwahrt«, wie Menschen in einem Gefängnis oder unter Vormundschaft. Die Gitter ihrer Zellen waren die Forderungen des Gesetzes, und weil sie sie nicht erfüllen konnten, waren sie zur Errettung auf den Weg des »Glaubens« angewiesen. Die Menschen unter dem Gesetz waren also so eingesperrt, bis die herrliche Nachricht der Befreiung von der Knechtschaft des Gesetzes im Evangelium verkündigt wurde. »Das Gesetz« wird hier als Aufsicht und Leiter der Kinder dargestellt, oder als »Zuchtmeister«. Das betont den Gedanken der Lehre...''.
Fortsetzung morgen...