Wer kennt diesen Text nicht, der vor allem in der katholischen Kirche zu den wichtigsten liturgischen Texten gehört? Doch es ist falsch, diesen Text nur der katholischen Kirche zu zu schreiben. Denn der erste Teil ist der Gruß des Engels (Lk. 1,28) als er Maria von ihrer Schwangerschaft erzählt und der zweite Teil ist der Gruß (Lk. 1,42) von Elisabeth (der Mutter Johannes des Täufers) an Maria, als diese beiden sich schwanger begegneten.
Doch wie Maria in der katholischen Kirche meines Erachtens zu hoch erhoben wird, so wird sie in evangelischen oder evangelikalen Kreisen oft zu unrecht verdrängt. ''Gesegnet bist du unter den Frauen'', so spricht Elisabeth sie an und deutet damit darauf hin, dass Gott Maria erwählt hat, um uns den Heiland zu gebären. Und Maria antwortet ein paar Sätze später: ''Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder'' (Lk. 1,48).
Maria ist die leibliche Mutter Gottes, wie denn der Engel auch spricht: ''darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden'' (Lk. 1,35). Maria taucht, wenn wir die Evangelien lesen auch immer wieder auf. Sie ist die im Neuen Testament präsenteste Frau. Von der Schwangerschaft über die Geburt, in der Geschichte vom 12-jährigen Jesus im Tempel, bei der Hochzeit zu Kana, bei der Kreuzigung und der Auferstehung sowie an vielen anderen Stellen taucht sie auf. Gott hat ihr schon eine wichtige Rolle gegeben, wie Mütter sie normal im Leben eines Mannes haben.
Doch ist sie nicht mehr aber auch nicht weniger, als die Mutter Jesu. Wer sie überhöht, oder sie aus der christlichen Geschichte streicht, tut der Bibel unrecht. Wer zu ihr betet (wie im noch folgenden Teil des Ave Maria), der erhöht sie zu einem Gott-ähnlichen Wesen. Wer sie dagegen ignoriert, der streicht einfach einen großen Teil der guten Nachricht einfach heraus.
Ich denke, wir sollten alle versuchen, unser Verhältnis zu Maria wieder zu normalisieren. Dann sind wir auf dem richtigen adventlichen Weg und können uns mit Maria und Elisabeth auf die Ankunft Jesu zu Weihnachten freuen.
Ich wünsche dir einen gesegneten Tag