Die heutige Bibelstelle ist eine der Lieblingsstellen der Befürworter der Ökumene. Selten in der Bibel wird so die Einheit der Christen beschworen, wie hier. Und dennoch ist Ökumene ein großes Streitthema unter den Christen.
Wenn das Thema in christlichen Kreisen diskutiert wird gibt es immer große Gegensätze. Die einen wollen die Einheit jetzt und sofort, die anderen wollen lieber in ihrer Gemeinschaft allein bleiben. Aber fordert diese Stelle denn zu einer großen Gemeinschaftskirche auf? Unter den christlichen Gemeinschaften gibt es doch vieles was sie trennt. Wie sollen diese Unterschiede aufgelöst werden?
Ich denke, viele Befürworter einer umfassenden Ökumene haben das Problem, dass sie gar nicht genau wissen, wo die Unterschiede in den einzelnen Denominationen liegen. Und wenn ich die Unterschiede nicht kenne, ist es einfach, für eine große Gemeinschaft zu sein.
Doch das Problem mit der Ökumene liegt genauso bei denen, die sie ablehnen. Sie sehen oft nur ihre Auffassung und können es höchstens akzeptieren, wenn die anderen sich daran anpassen würden.
Ich denke eher in unserer heutigen Situation geht es mehr um die Einheit in der Verschiedenheit. Wir brauchen keine Einheitskirche, in der sich alle Gläubigen zusammenfinden und wohl fühlen. Ich glaube so etwas kann es heute nicht mehr geben.
Ökumene bedeutet für mich, dass wir über alle Grenzen suchen, was uns verbindet. Wir dürfen nicht immer nur auf das Trennende schauen sondern auf das, was wir gemeinsam haben. So kann Ökumene zu einer großen Kraft im Christentum werden, Wenn einmal die Gemeinschaft der Christen mit einer Stimme spricht. Doch statt nach außen Einheit zu demonstrieren, bekämpfen wir uns lieber gegenseitig in unseren Unterschieden.
Doch die meisten Unterschiede sind meines Erachtens nicht heilsnotwendig. Warum versuchen wir dann so oft, anderen Christen ihre Errettung ab zu sprechen? Es gibt viele Wege doch ein Ziel. Das wußte auch in der damaligen Zeit schon Paulus, als er schrieb: (1.Kor 9,20-23)
''Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden - obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin -, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden - obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi -, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.''
Ökumene heißt nicht, alles gleich zu machen, sondern das Einende zu finden. Ökumene heißt nicht, alle Gemeinschaften ab zu schaffen, sondern den anderen als Bruder an zu nehmen.
Wenn wir uns so über den Begriff Ökumene einigen könnten, würden viele unnütze Diskussionen wegfallen und wir könnten als Christen in einem Glauben vor der Welt stehen zum Zeugnis für unseren Herrn.
Ich wünsche dir noch einen gesegneten Tag.