Nicht alles, was rechtmäßig ist, ist auch hilfreich. Nichts, was mich abhängig macht und über jedes Maß beherrscht, ist positiv für mich. Also beispielsweise Dinge wie Alkohol, Essen, Drogen, Tabak, Hobbys oder Unzucht. Diese Dinge können mich (auch als Christ) regelrecht versklaven, weil ich ihnen zwanghaft und über Gebühr meine Aufmerksamkeit gebe. Paulus ging es nicht darum, im absoluten Sinne ''alles'' tun zu dürfen als Christ. William McDonald schrieb in seinem Kommentar, daß es sich hier um ''sittlich neutrale Angelegenheiten'' handelt, und daß ''es gewisse Dinge gibt, die zwar erlaubt, aber nicht nützlich sind, und daß es Dinge gibt, die für mich erlaubt sind, die jedoch einen anderen zu Fall bringen, wenn er sie mich tun sieht''. Das würde daher auch keinen Sinn ergeben, wenn man ''alles'' wortwörtlich nehmen würde. In Galater 5,13 schreibt Paulus entsprechend: ''Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern''. Bin ich also doch beschnitten (eingeschränkt) als Christ, und kann mich nicht ausleben, sondern muss in einem engen, vorgesteckten Rahmen wirken und leben? Stecke ich in einer frommen Zwangsjacke? Nein, das sicherlich nicht. Wir sind als Christen individuelle Wesen, jeder auf seine Weise einmalig und kreativ veranlagt. Wir sind tatsächlich bedeutend, weil es keinen zweiten Menschen wie wir auf der Erde gibt und jemals gab. Francis Schaeffer (1912-1984) schrieb: ''Kein Kunstwerk ist von größerer Bedeutung als das Leben des Christen, und jeder Christ ist berufen, in diesem Sinne ein Künstler zu sein. Er mag keine Gabe zum Schreiben, Komponieren oder Singen haben, aber jeder Mensch besitzt die Gabe der Kreativität bezüglich seines eigenen Lebens. In diesem Sinne sollte das Leben jedes Christen ein Kunstwerk sein. Das Christenleben sollte etwas Wahrhaftiges und Schönes sein inmitten einer verlorenen und verzweifelnden Welt''. Gott ist ebenso ein Künstler und das kreativste Lebewesen das es gibt. Die Schöpfung ist ein Kunstwerk des Geistes und unser Leben sollte das widerspiegeln.
Wenn meine ureigene Kreativität aber so weit führt, daß ich anderen einen negativen Anstoß gebe, oder meine Süchte mich seelisch verkrüppeln, dann ist mein Künstlerleben eher erbärmlich und unverständlich als erhabend und schön. Wie wir uns in der Welt verhalten sollen, davon spricht die Bibel an vielen Stellen, wie zum Beispiel in 1. Petrus 2, 15-17: ''Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft - als die Freien und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes. Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König''! Das ist letztlich die Frage: Was ehrt den König? Und was ehrt den König nicht? Gott freut sich ganz bestimmt über unsere guten Ideen und unsere künstlerische Freiheit die wir ausleben und umsetzen. Aber wir sollten auch nicht blind sein gegenüber den Dingen, die nur meiner Lust und meinem Stolz dienen. Der Wille Gottes schränkt uns nicht ein, im Gegenteil, er fördert unsere Talente und erweitert unsere Kreativität. Und darum ist die Frage nach Gottes Willen in allen Dingen, eher der Beweis für eine richtig verstandene Kreativität und Freiheit, als das Gegenteil. Die willentliche Bindung an Gott ist wahre Freiheit, die sich dann auch in allen Lebensbereichen niederschlagen kann und sollte. Es ist schön, wenn man kreativ ist und anderen dadurch auch dienen kann. Unsere Gastfreundschaft, unsere Kommunikationsfähigkeit, unsere Kochkünste, unser handwerkliches Geschick, unsere Freundlichkeit, unsere Zeit, unser Lachen, unsere Weisheit, und unsere ureigene Spontanität, das alles und mehr, macht uns unverwechselbar. Dank sei Gott für seine Gnade, seine Treue und seinen Geist, der alle Dinge erforscht, selbst die Tiefen der Gottheit (1. Korinther 2,10). Wir brauchen diesen Gott, den Vater im Himmel, um in unserer Bestimmung zu wandeln - ganz individuell, frei, kreativ, begabt und dem Guten nachstrebend.