4 Elemente: Wasser
Es regnet an die Fensterscheibe.
Ich beobachte den Regentropfen, der auf sie prallt. Er ist drei Millimeter breit. Er haftet dort fest, er ist mit der Glasscheibe verbunden, ohne herunterzulaufen.
Nach einer Weile tropft es erneut auf dieselbe Stelle, jetzt ist er durch die doppelte Menge zu schwer, er macht sich auf den Weg.
Eigentlich, denke ich, müsste er jetzt ganz gradlinig nach unten fließen. Tut er aber nicht.
Mein Auge kann die kleinen winzigen Widrigkeiten der Bahn nicht erkennen. Der Staub hindert ihn an der Gerade. Er fließt im Zickzack, verbindet sich mit weiteren Tropfen, um den Weg nach unten zu nehmen. Je dicker, je schneller, auf dem Weg andere Tropfen einfangend, unten dann ein Riesentropfen.
Doch es kommt anders.
Plötzlich sieht es aus, als würde er erneut in Einzelteile zerlegt. Der weitere Staub an der Fensterscheibe lässt ihn erneut Spuren von winzigen kleinen Tropfen hinterlassen.
Ich habe versucht, die Tropfen bis unten zu verfolgen, es ist nicht leicht.
Manchmal habe ich den Finger auf nach unten laufende Tropfen gehalten, nach einiger Zeit fließt das Regenwasser um meinen Finger drum herum. Es lässt sich nicht aufhalten,
das Wasser sucht seinen Weg.
Immer auf der Suche sich zu verbinden.
Die Beobachtung bezog sich nur auf einen kleinen winzigen Quadratmeter Fläche, doch nicht dort allein, ist das Wasser ein Bündnis heischender.
Bäche, Flüsse, Ströme das Meer, es ist gewaltig, hat Masse und es zieht mit.
Es trägt
mit sich
Erde.
Erst wenig, dann ganze Massen von Erde werden bewegt, es sieht matschig, schmutzig,
je nach Vegetation und Zusammensetzung, sogar in verschiedenen Braun-Grün-und Olivetönen aus.
Ist es vermessen zu sagen, der Herr kann uns tragen durch das Wasser? Von einem Ort zum anderen?
Er sagt, er will uns tragen bis ins Greisenalter, ist Wasser auch eins seiner Werkzeuge?
Sobald das Wasser seine Bewegung verliert, setzt sich die Erde wieder ab. Sie bleibt dort, wohin sie getragen wurde. Sie bringt dort ihre Frucht, denn sie ist mit vielen Dingen, die zum Wachsen nötig sind, angereichert.
Jetzt kommt ein weiterer Vorgang zum Tragen, durch das Fließen wird das Wasser wieder von der Erde getrennt, gefiltert, gesäubert, es wird so rein, dass wir es trinken können, es dient uns nicht nur zum Transportieren, sondern es fließt erst durch das Erdreich und dann durch uns, erst reinigt es die Erde, dann werden wir gereinigt.
Nur durch Bewegung, durch weiterreichen, durch aufnehmen und wieder abgeben, durch Tragen und wieder loslassen, wird der Vorgang des Reinigens beibehalten.
Leben
Kreislauf
Ewigkeit
es hört nie auf.
„wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ Johannes 4,14