Jesus war seinerzeit in aller Munde. Seine Worte und Taten hatten ihre Wirkung und wurden bestaunt und bekannt gemacht. Auch in Nazareth wo Maria und Josef wohnten und Jesus aufwuchs, hatte man sicherlich von ihm gehört. Und doch ärgerte man sich dort an ihm und hat ihn verachtet. Offensichtlich fühlte man sich dort von ihm provoziert und hielt ihn für überheblich, eingebildet und inkompetent. Sie waren dort überaus argwöhnisch, überkritisch und bildeten sich ein genau zu wissen, wer dieser Jesus war und daß er unmöglich diese Bedeutung haben konnte, die man ihm nachsagte. Manche eingebildete Vertrautheit kann fatale Folgen haben. Jesus hatte ganz bestimmt die Macht und Kompetenz diesen Menschen dort durch Wunder und machtvolle Taten den Mund zu stopfen, aber das tat er nicht. Gott will nicht, daß Menschen glauben müssen, weil ein Stärkerer sie dazu nötigt. Ebenso macht auch eine erzwungene Zuwendung und Liebe keinen Sinn, wenn sie entsprechend nicht aus dem Herzen kommt und tatsächlich gesucht und ersehnt wird. Es gab nun in Nazareth dennoch auch wenige und einzelne Menschen (Kranke und Verletzte) die Jesus trotz des allgemeinen Unglaubens nicht ablehnten – sie wurden in aller Verborgenheit geheilt (Markus 6,5). Jesus ist nicht in erster Linie oder überhaupt der Zimmermann aus Nazareth, der Wunderheiler aus Galiläa, der Befreier von den römischen Unterdrückern, der Vorreiter der Friedensbewegungen, der Moralapostel des Gutmenschentums, der nette Junge von nebenan, ein verstorbener Prophet oder ein erschaffenes Engelwesen.
Von diesem Jesus Christus steht in Lukas 3,16 was Johannes der Täufer über ihn sagte: „Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin nicht würdig, ihm seinen Schuhriemen zu lösen; der wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen“. Johannes zweifelte nicht an dem der da vor ihm stand. Er hielt Jesus nicht für unbedeutend, überschätzt oder gewöhnlich – ganz im Gegenteil. Er erkannte seine gewaltige Größe und gleichzeitig seine eigene Unwürdigkeit. Ebenso erkannte dies Petrus nachdem er durch Jesu Anwesenheit und sein Wirken einen großen Fischzug gemacht hatte. Er ist darüber erschrocken und in Lukas 5,8 steht: „Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Herr, gehe von mir hinweg, denn ich bin ein sündiger Mensch“! Wir wissen, daß Jesus diesen Petrus zum Menschenfischer machte (Lukas 5,10). In Lukas 22, Verse 67-70 als Jesus kurz vor seiner Kreuzigung vor dem Hohen Rat stand und man ihm ebenso Misstrauen und Argwohn entgegen brachte wie in Nazareth, fragte man ihn sogar direkt wer er sei: „Bist du der Christus? Sage es uns! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr es nicht glauben; wenn ich aber auch fragte, so würdet ihr mir nicht antworten, noch mich loslassen. Von nun an wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Macht Gottes. Da sprachen sie alle: Bist du also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt es, denn ich bin es“! Manchmal ist jedes Wort zu viel und jede Tat (und sei sie noch so spektakulär) noch nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Fortsetzung morgen...