Zum Passahfest gingen Maria und Josef mit ihrem 12-jährigen Sohn Jesus nach Jerusalem. Als die Feierlichkeiten zu Ende waren, wollten sie wieder nach Hause zurück. Erst, als sie schon ein ganzes Stück auf dem Weg waren, fiel ihnen auf, dass Jesus nicht mehr dabei war. Was blieb ihnen übrig, als zurück nach Jerusalem zu gehen und ihn zu suchen?
Sie suchten die ganze Stadt ab und fanden ihn nach langer Zeit schließlich im Tempel sitzen mitten zwischen den ganzen Lehrern, im Gespräch. Auf ihre Frage, warum er ihnen das angetan hätte, kam der heutige Bibelvers: ''Und er sprach zu ihnen: Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?''
Die meisten von uns werden diese Geschichte schon ein- oder mehrmals gehört haben. Ich habe den Vers absichtlich aus einer klassischen Bibel-Version (Luther 1912) gewählt. Neuere Übersetzungen und Übertragungen schreiben hier häufig ''dass ich im Haus meines Vaters sein muss''.
Auf den ersten Blick scheint das eine treffende Übertragung ins heutige Deutsch zu sein. Doch wenn man einmal genauer schaut, tritt hier die Einengung der doppeldeutigen Begriffe ''Tempel'' bzw. ''Kirche'' zutage. Es stimmt ja, unser deutsches Wort ''Kirche'' stammt aus dem Griechischen ''kyriaké (oikía)'' - ''(Haus) des Herrn''. Wenn wir also das Wort ''oikía'' anhängen, ist hier eindeutig das Gebäude gemeint. Jesus hätte dann also gemeint, dass er im Tempelgebäude sein musste.
''kyriaké'' allein bedeutet aber nur ''des Herrn''. Jesu Aufenthaltsort war also im Bereich, der dem Herrn gehört. Sicherlich gehört der Tempel oder das Kirchengebäude auch dazu, doch die Kirche ist weit mehr, als der Steinbau, Kirche ist da, wo Menschen im Einzugsbereich Gottes sind. Die (weltweite) Kirche ist dort, wo unser Glaubensbekenntnis auch von ''Gemeinschaft der Heiligen'' spricht.
Du und ich, wir sind Steine am lebendigen Bau von Gottes Kirche. Wir sind nicht nur am Sonntag im Gottesdienst gerufen, nein, unser ganzes Leben soll ein Dienst für Gott sein, egal, ob wir essen, schlafen oder arbeiten, ob wir unsere Freizeit vertreiben oder auch irgend etwas ganz anderes machen.
In dieser Kirche sollen wir unser ganzes Leben verbringen. Hier heraus zu treten bedeutet, den Glauben los zu lassen, Gott zu verlassen.
Jesus sagte später einmal: ''Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter Ihnen.'' Sicherlich soll dies im regelmäßigen Gottesdienstbesuch sein, aber auch sonst überall in unserem Leben, wo wir mit Geschwistern im Namen des Herrn zusammen sind.
Wie oft bist du in der Kirche? Und wie oft verläßt du diesen schützenden Bereich?
Ich wünsche dir noch einen gesegneten Tag, in dem, was des Herrn ist.