Mit diesen Worten zählt Paulus die Früchte des Heiligen Geistes auf und mit diesen Gaben des Heiligen Geistes wären wir sicher alle wunschlos zufrieden – und natürlich habe ich all diese Gaben schon im Überfluss:
- Liebe, natürlich liebe ich alle meine Mitmenschen, aber vielleicht doch mit Einschränkungen? Geht es mir vielleicht so, wie einer meiner Lehrer einmal sagte: „Alle Welt gern zu haben ist überhaupt kein Problem – meine Probleme habe ich nur mit dem blöden Kerl von nebenan!“ Die Liebe, die hier gemeint ist, kann nur Gott uns schenken und wenn wir diese Liebe haben, dann haben wir auch den Wunsch, Gott zu gehorchen, ihm zu gefallen und zu tun, was das Beste für uns und unsere Mitmenschen ist. Und nur erfüllt von seinem Heiligen Geist können wir diese Liebe an unsere Mitmenschen weitergeben – dann klappt’s auch mit dem Nachbarn.
- Freude, natürlich habe ich Spaß im Leben, aber sind Spaß und Freude in diesem Zusammenhang wirklich dasselbe? Meint Paulus hier nicht vielleicht eine tiefere, innere Freude, die nur Gott mir schenken kann? Die Freude, die hier gemeint ist, ist ein fundamentales, felsenfestes unerschütterliches Vertrauen und dieses Vertrauen bekommen wir, wenn wir erfüllt werden vom Heiligen Geist. Mit dieser Freude können wir Prüfungen bestehen und Schwierigkeiten überwinden und diese Freude entspringt der Gewissheit, dass Gott von all diesen Prüfungen weiß und uns alles zum Besten dient. Nur so kann man das Leben meistern.
- Friede, natürlich bin ich ein friedliebender Mensch – aber wehe, mein Nachbar pflegt seinen Garten nicht anständig oder hört nachts um 12 Uhr noch laute Musik. Aber dieser Friede ist hier nicht gemeint, nein, Friede kommt aus der rechten Beziehung zu Gott.
- Geduld – manche Übersetzungen sagen auch Langmut dazu, natürlich bin ich geduldig und langmütig, ich bin sozusagen die Langmut und Geduld in Person. Wenn ich auf ein wichtiges Schreiben warte, dann laufe ich fünf-, sechs-, siebenmal zum Postkasten und wenn ich am Montag eine Bewerbung weggeschickt habe, dann erwarte ich bereits am Dienstag die Einladung zum Vorstellungsgespräch im Postkasten. Und deshalb bete ich auch jeden Tag zu Gott: „Lieber Gott schenke mir Geduld – aber flott!“
- Freundlichkeit, natürlich bin ich ein freundlicher und hilfsbereiter Mensch – nur nicht morgens, vor der ersten Tasse Kaffee. Ich gebe zu, da kann ich ganz schön wortkarg und schweigsam sein – hier ist also eine Aufgabe, die Gott mir stellt, hier muss ich an mir arbeiten. Ein freundliches Wort, ein Lächeln machen den Tag für uns und unsere Nächsten freundlicher. Wo Streit entsteht, oft aus Nichtigkeiten, lässt sich viel mit Freundlichkeit ausräumen.
- Güte – andere Übersetzungen sagen dazu Sanftmut: natürlich bin ich auch sanftmütig – aber wehe, ein anderer Autofahrer nimmt mir die Vorfahrt! Und ich merke es manchmal leider zu spät, dass ich meine Überzeugungen auch vertreten kann, ohne die Sanftmut dabei zu vergessen – meistens erst dann, wenn ich so angriffslustig klinge, dass mir keiner mehr zuhört. Ein sanftmütiger Mensch ist demütig vor Gott und vor anderen Menschen, denn gerade in der Demut liegen ungeahnte Möglichkeiten. Wenn ich sanftmütig und demütig bin, verschafft mir der Heilige Geist ungeahnte Möglichkeiten, einen Zugang zu meinen Mitmenschen zu finden und sie zum Guten zu beeinflussen.
Ihr seht, alle diese Gaben besitze ich – nur sind sie noch etwas ausbaufähig. Und dass Gott hier an mir arbeitet und Wachstum und Erkenntnisfortschritt schenkt, das wünsche ich mir – und allen, die sich in derselben Lage befinden, wie ich.