Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.
Verzweiflung - Vertrauen, ein unerträglicher Widerspruch stellt sich in diesen beiden Worten dar. Die christliche Überlieferung legt beide Ausrufe den Schrei der Verzweiflung und auch den Ausruf unbedingten Vertrauens, in den Mund Jesu, der am Kreuz stirbt. Wie zwei gewaltige Klammern umgreifen beide Worte Leben und Botschaft Jesu.
Verzweiflung, kennen wir das nicht auch? Ohnmacht, Hilflosigkeit wenn es uns nicht gut geht, wir Schmerzen haben oder in scheinbar ausweglosen Situationen stehen? Nicht jeder wird in gleicher Weise von diesen dunklen Mächten bedrängt, aber sicher bleibt auch keiner ganz davor bewahrt.
Fragt sich nur: Wie gehen wir mit diesen schmerzlichen Erfahrungen um? Vielen gelingt es lange Zeit hindurch, solche Fragen aus dem Wachdenken zu verscheuchen. Aber auf die Dauer versagen unsere Verdrängungskünste.
Konkrete Beispiele? Unheilbare Krankheit, unaufhaltsamer Verfall der physischen und seelischen Kräfte..... Haben sie schon mal in einer solchen Situation schon einmal versucht einen guten Freund zu trösten, der solches erlebt? Seit der eigenen Erfahrung weiß ich, dass man im Prinzip keine Worte finden kann und sprach- und hilflos ist.
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Können wir, wenn wir ehrlich sind, unter solchen Umständen viel mehr sagen? Dieses Wort können wir Jesus nachsprechen, weil wir es nachfühlen können. Oder können wir mit diesem Gottes-Schrei doch nicht anfangen? Ist er uns so fern, dass er uns auch an den äußersten Grenzen unserer Möglichkeiten gar nicht mehr in den Sinn kommt?
So könnte das Psalmwort im Munde Jesu von uns aufgenommen werden als Ausdruck tiefster Sehnsucht, die immerhin noch zu hoffen wagt, dass es möglich werden könnte, auch das zweite Kreuzwort Jesu anzunehmen: ''Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.''