Wir Menschen brauchen einander. Zum Jahresanfang nehmen sich viele Menschen gute Vorsätze vor. Wie lange halten sie an? Wie lange überleben sie im Alltag? Gingen sie im Trubel der Zeit unter?
Ist unser Leben nicht oft gezeichnet und purer Geschäftigkeit? Alles geschieht im Eiltempo. Stets sind wir in Hast. Dabei erfahren wir Tag für Tag unsere Fehler und Schwächen und natürlich auch die unserer Mitmenschen. Doch wir müssen wissen, dass wir aufeinander angewiesen sind und dass wir nur miteinander leben können.
Folgendes Märchen aus Indien kann zum Verständnis helfen: Ein Blinder und ein Lahmer wurden von einem Waldbrand überrascht. Die beiden gerieten in Angst. Der Blinde floh gerade aufs Feuer zu. Der Lahme rief: ''Flieh nicht dorthin!'' Der Blinde fragte: ''Wohin soll ich mich wenden?'' Der Lahme: ''Ich könnte dir den Weg vorwärts zeigen, so weit du wolltest; da ich aber lahm bin, so nimm mich auf deine Schultern, damit ich dir angebe, wo du den Schlangen, Dornen, dem Feuer und anderen Gefahren aus dem Weg gehen kannst und damit ich dich glücklich in die Stadt weisen kann.'' Der Blinde richtete sich nach den Worten des Lahmen, und so gelangten die wohlbehalten in die Stadt.
Was will dieses Märchen sagen? Unser Leben kann nur dann gelingen, wenn wir uns gegenseitig helfen, denn Hilfe brauchen wir alle. Keiner gelangt allein ans Ziel: Jeder ist irgendwie blind, irgendwie gelähmt.
Wir brauchen einander, doch wir müssen auch erkennen, wo unsere Blindheit liegt, wo wir gelähmt sind. Wir müssen dann auch bereit sein, das dann einzugestehen. Wer nurum sich selbst kreist, der kann sich nicht aus der Isolation seines Ichs herausführen lassen, auch von den besten Freunden nicht.
Wer sich selbst nicht versteht, der wird auch die anderen nicht verstehen und deshalb auch nicht in der Lage sein zu helfen, obwohl seine Hilfe unentbehrlich ist: denn wir alle brauchen einander.