Was versteht man unter einem Ketzer? Sicherlich nicht das, was man jedem Andersdenkenden im Mittelalter untergeschoben hat, wenn er nicht mit der herrschenden Kirche einer Meinung war. Wer damals behauptete, die Erde sein keine Scheibe, sondern eine Kugel, und diese dreht sich um die Sonne, war schon ein Ketzer, auf den der Scheiterhaufen wartete - schlimme Zeiten! Unter einem Ketzer verstand man damals einen ''Irrgläubigen'' und ''Irrlehrer''. Alles und jeder, der der kirchlichen Vorstellung von Gott und Wahrheit widersprach, war ein Häretiker (''Andersgläubiger''). Im Grunde war jeder, der die römische Kirche kritisierte ein Ketzer. Paulus meinte sicherlich etwas anderes und berief sich auf das reine, gesunde und gerade Evangelium von der Vergebung der Sünden. Es ging ihm nicht um Äußerlichkeiten, auf die manche eine eigene Lehre aufbauten, und Wortklauberei betrieben und das große Ganze aus den Augen verloren haben. So wie die Sadduzäer, die nicht an eine Auferstehung der Toten glaubten (Markus 12,18). Oder die Pharisäer, die anderen eine selbstherrliche Gesetzlichkeit vorheuchelten. Vor solchen hat Jesus eindringlich gewarnt (Matthäus 16,16). Wenn man Politik, eitle Streitereien, unwichtige Nebensächlichkeiten und Streitfragen zur Hauptsache des rettenden Glaubens macht, und Rechthaberei zu einem boshaften Hobby wird, ist man eben störisch, verkehrt, und ketzerisch. In 2. Korinther 5, 19-20 teilt uns Paulus mit, worum es geht: ''Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott''!
Ein Ketzer ist also im biblischen Sinne einer, der nicht bei dieser Wahrheit bleibt, sondern darüber hinaus geht und neue Offenbarungen vorbringt, und letztlich sogar leugnet, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist (2. Johannes 7-9). Letzteres wird auch den großen Verführer auszeichnen, den kommenden Antichristen, der wie die Schlange einst im Garten Eden arglistig fragen wird: ''Ja, sollte Gott gesagt haben...'' (1. Mose 3,1)? Wer die klare Linie des wahren Evangeliums verlässt, und meint die Botschaft von der Vergebung der Sünden sei altmodisch, überflüssig oder nicht genug, hat nichts verstanden. So jemand wird sein Urteil tragen müssen am Tag des Gerichts - vor dem Thron Gottes. Paulus schreibt in 2. Timotheus 4, 3-5 an seinen Mitstreiter folgende ermahnenden Worte, die gerade in unserer jetzigen, verdrehten und komplizierten Zeit, unsere ganze Aufmerksamkeit verlangt: ''Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus''. Solche Menschen, die auch aus unseren eigenen Reihen kommen werden, zeichnen sich allesamt durch prächtige Reden aus und werden arglose Herzen verführen (Römer 16,18). Sie wollen weder willig leiden, noch nüchtern sein. Ständige Fragen, Wortgefechte und Arroganz sind das Kennzeichen eines ketzerischen Menschen (1. Timotheus 6, 3-4). Solche sollen wir meiden, und ihnen auch nicht die Bühne geben um ihr verbales Gift zu versprühen - lasst euch nicht verführen (Matthäus 24,4).