Der Gott des Alten Testaments ist der Gott Jesu, der Gott Marias und Josefs, der Gott Abrahams, der Gott Davids, der Gott der Propheten – und der Gott aller, die an Jesus glauben. So manchem Menschen ist dieses alttestamentliche Gottesbild fremd und mit Vorurteilen behaftet. Wer sich aber auf den Weg macht und in die Fülle und den Reichtum der alttestamentlichen Überlieferungen eindringt, der wird einen Gott erleben, der mehr ist, als der strenge, zornige, strafende Gott, wie er uns oft vor Augen gestellt wird.
- Gott ist barmherzig: Wörtlich übersetzt bedeutet das hebräische Wort ''barmherzig'' zum Herz, zum Mutterschoß gehörig. Es ist im mütterlichen Umfeld beheimatet und meint jene einfühlsame Fähigkeit, etwas im Herzen zu bewegen, in der Not mit anderen leiden zu können, Freude mit anderen zu teilen. Anteilnahme ist in diesem Wort ausgedrückt. So wie die Eltern ihre Kinder nie verloren geben, weil sie sie lieben - so ist Gott.
- Gott ist gnädig: Gott vergibt und wendet sich den Menschen auch in ausweglosen Situationen und in selbstverschuldeter Not immer wieder zu.
- Gott ist langmütig, nachsichtig, ruhig, beherrscht. Er kann in Geduld abwarten, was sich die Menschen wieder Neues ausdenken.
- Gott ist reich an Huld, d.h. er ist von großer Güte - noch so eine liebende, zartfühlende, den Menschen zugewandte Eigenschaft wird Gott zugeschrieben. Gott, der doch häufig mehr Grund hätte, uns zu züchtigen, er zeigt sich offen, verständnisvoll, vergebungsbereit. Und das jeden Tag wieder und jeden Tag aufs Neue. Und so kann Mose eben auch immer wieder zu Gott sagen: ''Vergib uns unsere Schuld und Sünde'', und vielleicht gerade weil Israel ein – wie die Bibel sagt - ''störrisches Volk'' ist, und das aber auch weiß, vielleicht hat Gott sich deshalb über Generationen hin als der nachsichtige und barmherzige Gott erwiesen. Wer wie Israel die Psalmen betet, findet im Ps 103 einen einzigartigen Lobpreis. Dort heißt es, dass Israel seinen Gott auf seinem Weg durch die Geschichte auch als fürsorglichen und liebenden Gott erfahren hat. Wir können auf diese von Israel erlebte und in der Bibel dokumentierte Heilsgeschichte zurückblicken, Mut und Kraft schöpfen, uns aufmachen, mehr von diesem Gott zu erfahren, einem Gott, der sich uns auch heute durch sein Wort offenbart.
''Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue'' – dieser Satz hat Israel als eine Art Gnadenformel durch seine Geschichte begleitet und dieses Erbarmen Gottes tagtäglich neu erfahren zu können und zu dürfen, das wünsche ich uns allen.