Leute, die stets bemüht sind sich an die allgemeine Meinung anzupassen, sich unter die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse unterzuordnen, solche Menschen nennen wir ''Konformisten''. Den Gegensatz dazu bilden die ''Non-Konformisten''. Sie gehen nicht mit der herrschenden Meinung eins; sie haben ihren eigenen Lebensstil; sie sind in vielen Dingen Einzelgänger. Und wir brauchen solche Menschen, Menschen, die nicht mit den Wölfen heulen, Menschen, die den Mut haben, gegen den Strom der allgemeinen Meinung zu schwimmen. Und diese Menschen könnte man auch anders bezeichnen – richtig: als Christen.
Engagierte Christen haben wir so nötig wie das tägliche Brot. Zu ihnen gehören die Leute, die auch dem jeweils neuen Zeitgeist, den jeweils neuen Denkmoden gegenüber zurückhaltend sind; die sich nicht vereinnahmen lassen für irgendwelche Ideologien, für irgendwelche Alternativ-Bewegungen mit oder ohne Uniform und Parteiabzeichen; die sich nicht treiben lassen von der Mode, von Lust und Launen; die sich den Blick für das Wesentliche bewahren; und die selber aus der Mitte ihres eigenen Wesens leben.
Worin besteht aber für uns Christen dieser Nonkonformismus? Zum Beispiel darin, dass wir den Mut haben, die Botschaft Jesu Christi zu leben; sie in unserem Leben zu verwirklichen. Wir brauchten ja nur die Seligpreisungen der Bergpredigt ernst zu nehmen, diese überraschenden Wertungen, in denen die Armen und Zurückgesetzten als die eigentlich christlichen Gestalten selig gepriesen werden. Greifen wir einmal einige dieser Seligpreisungen heraus:
- Jesus preist die ''Armen im Geiste'' selig und verheißt ihnen das Himmelreich. Wer will schon arm sein? Und wenn er es ist: Wer hält das für Seligkeit? Aber was meint Jesus, wenn er die Armen selig preist? Die ''Armut im Geiste'', die Jesus hier meint, erwartet alles von Gott - unabhängig von irdischen Werten, von Besitztümern, von Hab und Gut.
- Jesus preist diejenigen selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Auch hier geht es um diese Offenheit für Gott. In diesem Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit sind wir offen für Gott; sind davor bewahrt, selbstgerecht zu sein.
- Vor allem ein Wort und eine Forderung der Bergpredigt ist mir persönlich besonders wichtig: ''Selig, die reinen Herzens sind!'' Das ''reine Herz'' ist das Herz welches auf Gott blickt, von dem es alles erwartet. Und das macht uns Christen aus: Auch mal gegen den Strom zu schwimmen, nicht dem Zeitgeist nachzugeben, eben Nonkonformisten zu sein. Das ''reine Herz'' macht den Christen aus, es macht uns offen und bereit für Gott und sein Kommen.
Wenn wir die Bergpredigt ernst nehmen und sie in unserem Leben zu verwirklichen suchen, dann werden wir nicht gleichförmig mit der Welt werden. Und wir können und dürfen dann sagen: Wer heute Verantwortung trägt und dazu bereit ist, der ist ein Nonkonformist; und nicht derjenige, der sich nicht um die Folgen des eigenen Tuns kümmert.
Dann wäre nämlich der Barmherzige und der Hilfsbereite ein Nonkonformist. Dann wäre derjenige, der ohne große Pose seinen Dienst tut, ein Nonkonformist, und nicht derjenige, der Dienen klein schreibt. Und immer ist derjenige, der die Liebe übt, ein Nonkonformist, und nicht derjenige, der Angst hat, den Schritt zum Mitmenschen zu tun, und der sich nicht verlieren will.
Als Christen sollen wir uns um diese Haltungen, die in der Bergpredigt selig gepriesen werden, und die uns heute so bitter nötig sind, bemühen. Das bedeutet aber auch, dass wir gegen den Strom schwimmen müssen. Und wir werden mit diesen Einstellungen sehr allein sein. Darum sollten wir Gott jeden Tag aufs Neue um den Mut bitten, diesen schweren Weg zu gehen.