Komme ich nach dem Sommerurlaub nach Hause ist die Heimkehr etwas Besonderes. Die Post muss durchgesehen werden, Blumen gießen, Rasen mähen, Uhren sind stehen geblieben. Vertrautes ist unvertraut, Eigenes ein wenig fremd geworden. Gewisse Dinge sieht man neu. Es beginnt eine Zeit der Rückeroberung. Ich muss mich erst wieder an Autos gewöhnen, da am Urlaubsort kaum oder keine Autos fahren dürfen. Das Gefühl der Entfremdung verflüchtigt sich. Die Routine kommt wieder. Das kann rasant gehen. Es kann aber auch sein, dass mitten in der Fremde ein bisschen Heimweh aufkommt. Solche Erlebnisse wühlen die Gefühle auf und wir erfahren: „Wir haben keine bleibende Stadt.“ Wir sind hier auf Erden nur Gast. In einem halben Jahrhundert wohnte ich in 6 Städten und spüre, dass der jetzige Wohnort nicht der letzte Wohnsitz sein wird, obwohl ich immer den Wunsch hatte (habe), irgendwo länger wohnen bleiben zu dürfen, um Wurzeln zu schlagen.
Wir sind nur Durch-Reisende und haben keine Bleibe. Das biblische Motiv wird oft mit der Metapher der Wanderschaft verknüpft. Ein Motiv, das in der Bibel oft anzutreffen ist: Abraham bricht aus Ur auf, seine Nachfahren waren in Ägypten, dann die Wüstenwanderung, Propheten wurden heimatlos und Jesus hatte auch keine festen Wohnsitz. Wenn wir von der bleibenden Stadt und der Lebensreise reden, sind wir stärker auf uns selbst konzentriert. Wir sind Individualisten, die einen eigenen Leib haben. Wir kehren zu Gott zurück.
Der Tod ist das Ziel unserer Lebensreise und vielleicht sehnen wir uns auch in unserer jetzigen Situation nach der Ewigkeit. Ich denke da an meine Mama, die mit einem Krebsleiden im Sterben lag. Der Tod hatte für sie, die auf Gott vertraute, seinen Schrecken verloren. Der Tod / das Totenreich selber ist keine bleibende Stadt. Bricht der jüngste Tag an und Christus kommt, dann werden wir Gott schauen. Im himmlischen Jerusalem haben wir die bleibende Stadt. Glaubst Du an die Auferstehung von den Toten, das jüngste Gericht und das ewige Leben? Es ist nicht heilsentscheidend, dass wir uns die ‚letzten Dinge’ so vorstellen, wie sie erzählt werden, oder ob wir das nicht können. Entscheidend ist, worauf wir vertrauen. Es gibt genug Bilder, die uns im Leben und Sterben trösten. Wir sollen nicht blind vertrauen. Manche Bilder der Bibel sind uns fremd, aber auch sie bieten uns Sehhilfen, um zu verstehen. Das Bild der vergänglichen und zukünftigen Stadt ist ein solches Bild. Es geht nicht um die Auferstehung, sondern auch um das Wissen, dass wir ein Teil der Bevölkerung sind.„Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht haben, die der Stiftshütte dienen. Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Es geht nicht um die irdische Existenz. Im Hebräerbriefs wird das Verhältnis zwischen dem alten und dem neuen Glauben Israels thematisiert. Die alte Verbindung (dem Opfer, dem Altar, der im Tempel stand) und die neue Verbindung (draußen vor dem Tor). Der Tempelkult war Heimat und die kultische Verbindung zu Gott war eine Verbindung zum Himmel. Das Vertraute ist durch Jesus unvertraut geworden. Der Hebräerbrief ist eine Station auf dem Weg der Entfremdung vom Judentum. Die Christen gehören nicht mehr länger zum Volk, sie sind nicht sesshaft im Land. Die letzte Bastion ist der Gekreuzigte.
Fortsetzung folgt......