Warum verzichtet er auf die Überprüfung der Wundmale? Es war ihm doch so wichtig. Glauben besteht nicht aus Beweisen, sondern beginnt mit der Begegnung Jesu. Jesus spricht Thomas genau da an, was ihn bewegt und das ist die entscheidende Begegnung. An die nagende, zweifelnde Stelle tritt die Gewissheit: Jesus ist mein Herr. Jesus sagt ihm: weil du gesehen hast, glaubst du; selig sind die nicht sehen und doch glauben. Das ist keine Kritik an Thomas, denn das trifft auch für die andern Jünger zu. In den Versen 19 und 20 vor unserer Geschichte steht, dass Jesus den Jüngern die Wundmale zeigte. Thomas will es auch anfassen, verzichtet aber bei der Begegnung darauf.
Wir haben heute nicht mehr die Möglichkeit, seine Wundmale zu sehen. Wir müssen glauben ohne zu sehen. Der Zweifel begleitet den Glauben. Ein Vater eines kranken Kindes kommt zu Jesus und sagt: Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Thomas, wie wir Christen heute, haben immer wieder Phasen der Anfechtung. Phasen in denen Glauben und Unglauben sich mischen. Die Begegnungen mit Gott verblassen dann zu dem Zeitpunkt und geben dem Menschen keine Kraft. Sie fragen: Gott wieso diese Einschränkungen durch diese Krankheit? Was soll das? Nach außen lächeln wir und tragen eine Maske, damit andere diesen Kampf nicht sehen. Trotzdem sollen wir weitergehen, treu sein und immer wieder sich neu entscheiden: Ich will mit Gott gehen, trotz der Fragen und Zweifel.
Was hilft gegen den Zweifel? 1. Es ist gut über den Zweifel zu sprechen. Zweifel gehört zum Glauben dazu und ich muss mich deswegen nicht verstecken. Das macht mir wiederum Mut, den Zweifel zu äußern. Thomas formulierte seine Zweifel und stellte Fragen. Er bekam Antworten. Ich darf und soll offen darüber reden. 2. Jesus kümmert sich um den Zweifler. Jesus geht auf die Fragen ein, die Thomas hatte. Er nimmt ihn ernst. Jesus ist bei denen, die mühselig und beladen sind und bei denen, die zweifeln. 3. Jesus verurteilt den Zweifler nicht. Es ist ein Geschenk ohne Beweise glauben zu können. Selbst große Persönlichkeiten hatten Zweifel: Mutter Theresa, Billy Graham, Martin Luther. 4. Es gibt Durststrecken, in denen Gott anscheinend schweigt. Gerade diese Zeiten fordern: Halte an Gott fest. Dabei kommt es dann nicht auf mein Gefühl an und dennoch glauben. Psalm 73 ist dafür ein Beispiel. Man könnte sagen, dass das ''Dennoch'' so was wie Trotz ist. Obwohl es mir nicht gut geht; DENNOCH halte ich am Glauben fest. Es gilt an den Glaubenserfahrungen festzuhalten, die wir im Licht machten. 5. Mein Glaube hängt nicht an den Beweisen, sondern an der Begegnung mit Jesus. In der Begegnung mit Jesu braucht man keine Beweise, dann ist der Glaube da. Ich habe in Münster studiert und lernte viele Theologiestudenten kennen. Sie mussten sich mit Gottesbeweisen auseinandersetzen. Um fest im Glauben zu bleiben, haben sie sich außerhalb der Uni getroffen und dies mit der Bibel noch einmal beleuchtet. So haben sie sich auch gegenseitig bestärkt. Es mag manchmal schwer sein in Krisenzeiten in der Bibel zu lesen, aber genau da kommt die Kraft her.