Paulus war ein sehr realistischer Mensch. Auch gerade in Dingen geistlicher Wahrheiten. Er war sich seiner Person und seiner Vergangenheit sehr bewusst und machte auch keinen Hehl daraus, daß er einmal der Feind der wahren Christen gewesen ist - ein verbohrter Fanatiker sozusagen. Aber Paulus ertrank nicht in Selbstmitleid. Er weigerte sich nicht in Jesu Fußstapfen zu treten und ihm nachzufolgen. Er zog sich kein Büßergewand an und wurde zum Einsiedler oder verkroch sich in ein Kloster und wartete zerknirscht auf sein Ende. Vor anderen Menschen klingt so manches was wir sagen recht demütig. Aber in Gottes Ohren oft genau das Gegenteil. Wenn wir uns selbst als notorische Versager, Nichtsnutze, Unheilige oder ''fromme Chaoten'' bezeichnen, ehren wir Gott keinesfalls und offenbaren eher Misstrauen als Glaube. Dann trauen wir Gott nämlich nicht zu, daß er uns heiligt, erziehen kann, annimmt und vollkommen vor sich stellt (1. Korinther 1,8). Aber es geht auch andersherum, indem wir uns doch als geliebt, geheiligt, zugerüstet und begabt erkennen und das aber von außen als hochmütiges Verhalten interpretiert wird. Um solche Dinge sollten wir uns nicht kümmern. Oswald Chambers schreibt: ''Zerbrich dir nie den Kopf darüber, ob deine Worte vor den Menschen demütig klingen oder nicht: doch sei stets demütig vor Gott und lass ihn alles in allem sein''. Es geht allein um deine persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Wenn Du nur darum bemühst bist, ein christliches Klischee auszufüllen, und in einen frommen Rahmen hineinzupassen, dann ist dein Glaube nur aufgesetzt. Gottes Ziel mit uns ist es, daß wir der werden, der wir sind in Gottes Augen. Daß das offenbar wird, was Gott schon immer über uns gewusst und gesehen hat.
Johannes schreibt in seinem Brief folgendes: ''Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist''. (1. Johannes 3,2-3). Was wir hier auf Erden erleben, und worin wir wachsen und lernen, und wobei wir uns bewähren, das wird auch in der Ewigkeit eine Rolle spielen. Ein Unterschied zwischen Gott und den gläubigen Menschen ist, daß sich Gott nicht entwickelt. Er ist, der er ist und immer war. Aber wir müssen auf dem Weg zu Gott in allen Dingen wachsen (Epheser 4,15). Das ist unsere Lebensaufgabe. Sich untereinander einzuschätzen und so wahrzunehmen wie man tatsächlich ist und wird, ist nicht immer so einfach. Nicht selten müssen wir mit Vorurteilen und unseren undefinierten Gefühlen kämpfen. Oftmals wissen wir selbst nicht, wer wir eigentlich sind. Das ist das Kreuz was wir täglich auf uns nehmen sollen (Lukas 9,23). Sich selbst verleugnen heißt auch, gegen seine eigenen Gefühle und die Wahrnehmungen anderer anzugehen. Und zwar durch den Glauben an den unveränderbaren, ewigen Gott, der uns schon immer geliebt hat (Jeremia 31,3). Vertrauen wir Gott, der uns ans Ziel bringt und uns zeigt, wer wir wirklich sind: Gestern, Heute und in alle Ewigkeit (Hebräer 13,6-8). Wir brauchen uns nicht zu fürchten, denn was kann uns ein Mensch tun? Alles wird gut!