Wenn Gott uns enttäuscht, dann ist das etwas Positives. Wenn etwas weggenommen wird, was uns zuvor den Blick auf die Wahrheit genommen hat, dann kann das letztlich kein Nachteil für uns sein. Eine Enttäuschung ist demnach auch etwas Gutes, weil sie uns von einer Täuschung befreit. Mark Twain sagte einmal: ''Enttäuschungen sollte man verbrennen und nicht einbalsamieren''. Das bedeutet, sie sollen von uns nicht künstlich und über Gebühr am Leben erhalten und aufbewahrt werden. Meist hat man keinen Blick für Neues und Besseres, weil man noch am Alten und Enttäuschten hängt und nichts dabei lernt. Zynische und verbitterte Menschen sind meist solche Menschen, die ihre Enttäuschungen eingerahmt über dem Bett hängen haben. Es sollte für einen Christen mehr als nur eine emotionale Erkenntnis sein wenn er enttäuscht wird. Alles hat seine Zeit (Prediger 3,17) und auch Enttäuschungen brauchen ihren Raum und ihre Zeit. Das sollten wir untereinander auch wissen und verstehen und unserem Gegenüber diesen Raum zugestehen, sowie nicht mit Beschwichtigungen und hohlen Vertröstungen die Realitäten von Trauigkeiten mißachten. Aber unser Blick muß irgendwann dann auch wieder nach vorne gerichtet sein. Vor der Verleugnung des Petrus, sagte Jesus zu ihm folgendes: ''Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder'' (Lukas 22,32). Jesus wusste, daß Petrus diese Enttäuschung brauchte, auch um später seine Brüder in deren Enttäuschungen verstehen und trösten zu können. Petrus hatte noch nicht verstanden, daß nicht er Gott und Jesus und den Glauben und die Liebe erwählt hatte, sondern daß es genau andersherum war. Gott nahm dem Petrus diese Selbsttäuschung weg und fokusierte seinen Blick auf die Gnade und Stärke Gottes. Wir lesen in Matthäus 16,17: ''Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel''. Petrus hatte das wohl gehört was Jesus sagte, aber nicht verstanden und begriffen was wirklich in der Tiefe damit gemeint war. Er musste also enttäuscht werden, damit sich dies ändert! Und ebenso gilt das auch für uns heutige Christen.
So wie wir mit Enttäuschungen umgehen, werden sie unseren Charakter formen. Wir können reif, wahrhaftig und weise werden oder auch nicht. Wenn es um Liebe und Annahme geht, so ist hier wohl das größte Potenzial vorhanden enttäuscht zu werden, weil wir dort emotional meist am stärksten involviert sind und sehr empfindsam reagieren. Wenn wir von Menschen enttäuscht werden und dann erkennen zu schwach und zu frustriert zu sein, um das auf Dauer zu ertragen und zu verkraften, dann ist das in Bezug auf unseren Glauben an Gott ein Schritt in die richtige Richtung. Dann sind wir an einem Punkt angelangt, wo wir Gott an die erste Stelle rücken und von IHM und nicht von Menschen Führung, Wahrheit und Antworten suchen und erwarten. Suche keine Erfüllung in anderen Menschen, sondern in Gott. Liebe lässt sich nicht erzwingen, erkaufen, erkämpfen oder sonstwie produzieren. Weder zu Menschen noch zu Gott! Die Liebe kommt, wann es ihr gefällt (Hohelied 3,5). Das bedeutet nicht, daß wir untätig sein sollen, aber alles immer zu seiner Zeit. Wir müssen zur Ruhe kommen und gerade in den Enttäuschungen unseres Lebens nicht hadern und verzagen, sondern umso mehr zu einem Beter und Anbeter werden - das gefällt Gott und dann wird er uns segnen und auch geben, was unser Herz sich wünscht. So war es bei Lea, der Frau Jakobs, die sich die Liebe Jakobs durchs Kinderkriegen verdienen wollte, was aber nach hinten losging (1. Mose 29, 32-35). Erst als sie das fünfte Kind bekam, erkannte sie, daß sie Gott preisen und nicht die Liebe Jakobs erzwingen sollte. Danach änderte sich alles. Und auch für uns kann sich alles ändern, wenn wir (gerade durch Enttäuschungen) lernen, zuerst nach Gottes Reich zu trachten und nach seiner Gerechtigkeit (Matthäus 6, 33-34). Was wir wirklich verstanden haben und erkennen dürfen, kommt immer von Gott. Es gibt keine Abkürzungen auf dem Weg der Desillusion - und das ist gut so und sollte uns vor Gott dankbar machen, auch wenn es manchmal mit Tränen verbunden ist. Alles wird gut.