Eine Karikatur trifft oftmals den Nagel auf den Kopf. Sie hält mit wenigen Strichen das Entscheidende einer Situation fest. Man sieht sie sich an und merkt die Pointe. Bisweilen bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Ich sah mal eine Karikatur, die eine Hausfrau mit einem hochgeschlagenen Mantelkragen anhatte. Die gepackten Koffer standen neben ihr. Dabei verzierte sie eine Torte mit der Aufschrift: Ich haue ab! Die Frau protestiert mit Hausfrauenmitteln, um ihren Unmut kundzutun. Irgendetwas muss vorgefallen sein und sie weiß sich keinen anderen Rat, als wegzugehen. Eine gewisse Hilflosigkeit wird deutlich. War denn keiner da, mit dem sie hätte reden können über das, was sie bedrückte? Wurde ihre Arbeit in der Familie als selbstverständlich und ohne Dank hingenommen?
Eigentlich sind wir alle mehr oder weniger in unseren Alltag “eingespannt” und einer gewissen Eintönigkeit ausgeliefert. Wir sehen einander kaum und nehmen uns in den persönlichen Lagen nicht wahr.
Menschliche Beziehungen sind wichtig. Damit meine ich aber nicht die Kontakte in den Medien. Traurig, wenn Menschen nebeneinander sitzen und per Handy kommunizieren. Manche Erfindungen und Entwicklungen sind Fluch und Segen zugleich. Menschliche Beziehungen sind unser Reichtum. Leben heißt auch: Konflikte wahrnehmen und lösen, aber nicht alleine, sondern mit Hilfe, die man durch Gespräche erhält.
Die Passionszeit erinnert daran, dass Leben auch Leiden kostet. Das wenigste, was wir da tun können, ist, dass wir uns gegenseitig helfen. Wie geht das? Wir müssen unseren Mitmenschen mit seinen Augen sehen lernen. Dafür ist unser Blick aber zu oft getrübt. In der Karikatur stolpern wir optisch über das Selbstverständliche. Das Sehen muss neu geschärft werden, damit wir wieder genauer die Umwelt wahrnehmen. In der Karikatur lesen wir auch, wie verletzlich wir auch sind, wenn man unsere Lage überspitzt zeichnen würde.
Ich wünsche dir, dass du heute den anderen Menschen mit seinen Fragen, Problemen, aber auch Freuden sehen kannst.