Es steht nirgends in der Bibel, daß man einerseits durch Taten zum Christen und Erlösten wird, und andererseits durch Untätigkeit zum Ungläubigen und Unerlösten. Beides widerspricht dem Prinzip der Gnade wie es die Bibel erklärt. Aber dennoch haben wir auch eine gewisse Verantwortung - nämlich wie wir mit der Gnade umgehen oder nicht umgehen. Was die Bibel lehrt ist zum einen die absolute Souveränität Gottes, aber eben auch gleichzeitig die hundertprozentige Verantwortung des Menschen. Die Frage ist, was wir wollen? Die Kombination von Gnade und Wille kann man im Prinzip in dem einen Satz in Offenbarung 22,17 zusammenfassen und erkennen: ''Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst''. Der Wille etwas umsonst (ohne Leistung, unverdienbar) zum Besitz zu nehmen, kann man (was Gott und den Menschen betrifft) als GLAUBEN bezeichnen. Einen Glauben, der nicht zuschanden werden lässt (Römer 9,33). Das bedeutet, das ist ohne Hintertür, Kleingedrucktes, Fingiertes und Täuschendes - eine feste Zusage, ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht - eine feste Zuversicht - das ist der Glaube an die Gnade (Hebräer 11,1). Der Wille etwas (die Vergebung der Sünden) aus Gnade zu erhalten, wird sowohl Gott gerecht (durch Tod und Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus) als auch uns Menschen, die weder zur ewigen Verdammnis noch zur ewigen Seligkeit im Himmel unbeteiligt vorherbestimmt (''verdonnert'') sind und werden. Das Wasser des Lebens (Offenbarung 22,17) ist unbezahlbar und dennoch dürfen, sollen und können wir es ''kaufen'' - durch den Glauben an das Evangelium der Gnade - das allein ist der Preis! Schon im Alten Testament spricht Jesaja: ''Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch'' (Jesaja 55,1)!
Das Problem der Juden war, daß sie das Prinzip der Gnade nicht akzeptierten. Sie wollten solche Menschen sein, die durch eigene Willenskraft und entsprechend hochmütige Einstellung, fähig waren Gott zu gefallen. Sie wollten bessere Menschen sein, die Auserwählten, das Volk Gottes, die gesegnete Nation. Das waren sie zwar, aber nicht weil sie so besonders makellos, intelligent und edel waren - im Gegenteil - sie waren stur, stolz und halsstarrig (3. Mose 26,19 und 5. Mose 9,6). Sie dachten so, wie der Pharisäer im Tempel betete: ''Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner'' (Lukas 18,11). Es war die Arroganz der Selbstgerechten die Jesus seinerzeit so ärgerte. Also der unverschämte Glaube an besondere Privilegien vor Gott. Sollte der HERR für solche Menschen, die meinen es nicht nötig zu haben, das Wasser des Lebens geschenkt zu bekommen, sein Blut vergießen? Der Zöllner in der gleichen Begebenheit betete zerknirscht: ''Gott, sei mir Sünder gnädig'' (Lukas 18,13)! Paulus musste mit den Juden anders umgehen als mit den Heiden. Jeder stand der Gnade auf seine eigenen Weise gegenüber. Für die einen war es eine ''teure'' und die anderen eine ''billige Gnade''! Was ist sie für dich? Wenn Gott nun, wie die Bibel berichtet, jemanden auch einmal ''das Herz verhärtet und verstockt'' (2. Mose 9, 34-35) dann, weil ER keine Möglichkeit mehr sieht, daß die Gnade hier noch ankommt - das ist bitter und schrecklich. Aber auch hier ist Gott souverän und absolut gerecht. Das Prinzip der Gnade ist Glaube durch Einsicht und Liebe sowie Gottes Souveränität in Gerechtigkeit. Paulus schreibt: ''Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme'' (Epheser 2, 8-9).