Ich wohne seit Geburt in einer Siedlung am Rande einer kleinen Stadt in Niederösterreich. Früher waren die Leute sehr offen für Beziehung und jeder kannte jeden im Dorf und man hatte Kontakt zueinander. Wenn man durch den Ort ging, stand immer irgendwo jemand an seinem Gartenzaun, zu einem Gespräch bereit. In meinem Haus sind sechs Wohnungen und alle Nachbarn hatten eine sehr gute Beziehung zueinander.
In den Jahren, wo ich erwachsen die Elternwohnung übernahm, wurde ich nach und nach für die Nachbarn so etwas wie der Hauswart, indem ich ihnen half das Stiegenhaus für sie zu reinigen oder den Rasen zu mähen, die Wohnung zu putzen und auch mal bei persönlicher Not auszuhelfen. Ich war immer bereit zuzuhören und am liebsten feierten wir Geburtstage miteinander. Es war einfach persönlich und schön.
Leider sind mittlerweile diese Nachbarn im Pflegeheim oder verstorben und deren Wohnungen werden von anderen Mietern bewohnt und auch die Siedlung ist ziemlich still geworden. An den Gartenzäunen sieht man heute keinen mehr stehen, weil diese Zäune hoch und undurchsichtig gebaut sind.
Ich finde es schade, denn wir leben in einer sehr unpersönlichen Welt, wo die Menschen sich lieber hinter ihren Zäunen und in den Mauern ihrer Häusern verschanzen und keinen Kontakt mehr zur Umgebung haben wollen! Sieht man sich einmal, ist das einzige was passiert ein Gruß!
Ich las einmal ein Buch, das hieß „Evangelisieren überm Gartenzaun“ und wie ich es erlebe, ist es heutzutage wohl kaum mehr möglich, weil die Menschen nicht mehr erreichbar sind und auch in der engsten Nachbarschaft die Türen geschlossen bleiben, was einladen schwierig macht. Ja, es fehlt nicht nur das Interesse an gelebter Nachbarschaft, denn auch von Gott will keiner mehr was wissen.
In Zeiten des Gleichnisses (Lukas 14: 15-24) vom großen Gastmahl, wo der Hausherr einlud und keiner Interesse hatte, zu kommen, waren die Gartenzäune wohl auch noch nieder, denn die Knechte wurden aufgefordert auf die Wege und Zäune zu gehen, um die Menschen zum Kommen zu nötigen, um das Haus für das Festmahl zu füllen. Heute würden die Knechte ebenso wie wir daran scheitern.
Es ist schwierig, doch ich lasse mich nicht entmutigen. Ich werde wachsam sein und die kleinste Möglichkeit zu nutzen wissen, den Menschen in meinem Umfeld die Einladung Gottes zu überbringen. Im Notfall nehme ich mir meinen ganzen Mut zusammen und läute an ihrer Tür!
Seid herzlichst gesegnet, eure