Bei Zachäus aus Jericho, einem Zöllner, der im Volk so beliebt und geachtet war wie ein Ausschlag, lud Jesus sich selbst in sein Haus ein. In Lukas 19,1-10 wird berichtet, wie jener Oberzöllner auf einen Baum stieg (weil er klein war) um Jesus zu sehen. Seinem Haus ist anschließend Heil widerfahren. Wie viel Segen kann Gott einem Gefallenen, Betrübten und Gestrauchelten schenken, wenn wir ihm anstatt mit Verachtung und Anklage mit Liebe, Verständnis und Hilfe begegnen? Fragen wir uns ehrlich, wieviel der Leute, die Zachäus anklagten und verachteten, hätten bei Gelegenheit ebenso diesen lukrativen Zöllner-Job angenommen, und sich dadurch einen gehobenen Lebensstandard gesichert? Manchmal sind es sogar wir selbst, die andere Christen unnötig belasten und dann die Ersten sind, die sich beschweren wenn es nicht so läuft wie gewünscht. Um anderen Menschen das Glaubensleben schwer zu machen, muss man noch nicht einmal ein Pharisäer sein. Aber diese haben sich durch ihr übles Verhalten anderen Gläubigen gegenüber vor Gott in jeder Weise disqualifiziert. In Lukas 11,43-46 sagte Jesus zu ihnen: „Wehe euch Pharisäern, dass ihr den ersten Sitz in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten liebt! Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr wie die unkenntlich gewordenen Gräber seid, über welche die Leute dahingehen, ohne es zu wissen! Da antwortete einer der Gesetzesgelehrten und sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähst du auch uns! Er aber sprach: Wehe auch euch Gesetzesgelehrten! Denn ihr ladet den Menschen unerträgliche Bürden auf, und ihr selbst rührt die Bürden nicht mit einem Finger an“. Und hier müssen wir auch aufpassen, bevor wir anderen Menschen und auch Mitchristen zu schnell und zu unbarmherzig ihre Fehler vor die Nase halten in der Ansicht, daß man selbst niemals so tief sinken könnte oder in solche Situationen kommen könnte, die einem zu Fall bringen. Es geht nicht darum, daß wir über alles und jeden immer ''den Mantel des Schweigens'' legen sollten, aber wir sind aufgefordert vor allem Gnade und nicht Gericht zu verkünden und zu vermitteln.
Die Last des Anderen trägt man dadurch, daß man einander erträgt und sich vergibt, sowie vielleicht auch seine Hilfe anbietet. In Kolosser 3, 8-17 steht: „Jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus. So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Über dies alles aber [zieht] die Liebe [an], die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib; und seid dankbar! Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen. Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn“. Ohne Gnade würde keiner von uns auch nur einen Wimpernschlag lang vor Gottes Gericht bestehen können. Wenn uns bei anderen etwas ins Auge fällt, sollten wir auch unsere eigenen Augen überprüfen (Matthäus 7, 3-5). Vergebung geschieht aus Liebe. Wer das so als gefallener und fehlerhafter Mensch erleben darf, der hat auch eine ganz besondere Motivation, es künftig besser zu machen und seine Fehler zu korrigieren. Auch wenn Kritik berechtigt ist, sollen wir uns nicht über andere stellen. Paulus schreibt den Korinthern: ''Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle'' (1. Korinther 10,12). Amen.