Gott lässt sich finden - das bedeutet nicht, daß der HERR manchmal da ist und manchmal eben nicht. Aber es bedeutet, wer sucht, kann auch finden und nur derjenige, kann auch im eigentlichen Sinne behaupten tatsächlich zu leben, der Gott von Herzen sucht (Amos 5,4: ''Denn so spricht der HERR zum Hause Israel: Suchet mich, so werdet ihr leben''). Die Frage, die man sich als Suchender und auch als Christ stellen muss ist, wo und auch wie man Gott sucht? Ich behaupte jetzt einmal, daß der HERR immer genau dort ist, wo er sein sollte. In unserer dunkelsten Stunde, in unserer Ohnmacht und bittersten Traurigkeit, in unserer Einsamkeit und unserem Schmerz, aber auch in unserer ausgelassenen Freude und entspannten Unbeschwertheit - Gott ist da! Aber es ist möglich, daß man Gott manchmal dort sucht, wo Gott nicht ist, weil er dort nicht sein will und kann. Und es kann sein, daß man Gott nicht findet, weil man sich ihm in falscher Weise nähert. Wenn wir im Glauben unseren eigenen Vorstellungen erliegen, ist es auch gut möglich, daß wir Gott manchmal einfach übersehen. Oder wenn wir im Unglauben oder in anklagender Weise meinen von Gott ernst genommen zu werden, kommen wir nicht weiter. Aber Gott redet dennoch: Durch Umstände und Ereignisse, andere Christen, das Gewissen, ein Wort der Schrift etc. Weil Gott gnädig ist, lässt er sich finden, selbst dann, wenn man ihn vorher gar nicht gesucht hat - auch das ist möglich und letztlich die Wahrheit. In Jesaja 65,1 lesen wir: ''Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich''! Es ist die Wahrheit, daß wir nicht nach Gott gefragt haben - Der HERR kam zu uns, nicht wir zu IHM - das ist Gnade, das ist das Evangelium (Römer 3,11). Wenn Gott sich tatsächlich verstecken würde, wer könnte IHN finden? Wo ist Gott also zu finden? In seinem Wort in der Bibel, im Gebet, durch Gottes Stimme in unserem Gewissen, durch Umstände, durch den Heiligen Geist, oder auch durch andere Christen, die uns (zufällig) etwas zu sagen haben.
Gott steckt nicht in Traditionen, Gesetzen oder Ritualen. Wenn in unserem Leben manches schief gelaufen ist, obwohl wir gebetet und Gott gesucht haben, dann kann es vielleicht sein, daß wir an der falschen Stelle gesucht haben? Oder etwas anderes hat unser Gebet blockiert und nur bis zur Zimmerdecke transportiert. Das Beten ansich hat noch keine besondere Bedeutung und Aussagekraft. Man kann fromme Begriffe mit falschen (sündigen) Inhalten füllen und denken, daß allein durch die Begrifflichkeit das Gebet richtig ist. Ist es nicht. Aber Gott will nicht unsere Worte, sondern unser Herz! Manchmal lässt Gott es zu, daß wir ein zerschlagenes Gemüt und ein zerbrochenes Herz bekommen, damit wir IHM wahrhaftig und ganz nahe begegnen können, ohne fromme Maske und mit leeren Händen (Psalm 34,19). Es ist Gott alles andere als unangenehm, wenn wir als Christen in Gefahr stehen gemütskrank zu werden und in einer Traurigkeit und Verzagtheit stecken, die uns manchmal schier verzweifeln lassen könnte, wenn es möglich wäre. Aber Gott ist das nicht unrecht weil er uns leiden sehen will, sondern weil er weiß, daß wir dadurch offen werden für sein Reden und Wirken. Und weil wir dann von aller aufgesetzten Frömmelei und Religiosität befreit sind, wenn wir es selbst satt sind, nur in frommen Worthülsen uns auszudrücken und zu glauben. Von der religiösen Oberflächlichkeit in eine selige Glaubenstiefe gelangen wir selten, wenn wir meinen ich kann über Gott verfügen und IHN steuern durch meinen Glauben. Vielmehr muss uns Gott öfters klar machen, daß wir uns tatsächlich nicht mehr selbst gehören und wir aus Gnade erlöst sind und nicht aus uns selbst - das zählt umso mehr, wenn wir bereits gläubig werden durften. Gott ist dort, wo wir dies in Demut und Dankbarkeit im Glauben anerkennen und im Vertrauen annehmen.