Königin Isebel ist eine mächtige Frau. Sie hatte die fremde Religion ins Land gebracht und mit ihr vierhundertfünfzig Baalspriester. Nun sinnt sie auf Rache und lässt Elia sagen: Ich werde dich töten. Da macht sich bei Elia Erschöpfung breit. Er kann nicht mehr. Er will nicht mehr. Er geht in die Wüste. Elia ist ausgebrannt. „Burnout“ würden wir heute dazu sagen. Eine neue Volkskrankheit: Burn-Out, ausgebrannt, verbrannt sein. Wer sich näher damit beschäftigt, weiß: wer ausgebrannt ist, muss einmal gebrannt haben. So wie Elia. Der wollte die Menschen in seiner Umgebung für den Glauben an den wahren Gott gewinnen. Diesem Ziel hatte er alles untergeordnet. Klar: es macht Freude, sich für Gott zu engagieren, sich einbringen zu können. Aber irgendwann kippt das Ganze. Man wird unentbehrlich. Oder hält sich dafür. Elia hatte den Eindruck: „Ich allein bin übrig geblieben als Prophet des Herrn.“ Erst viel später hat er erfahren, dass es noch siebenhundert gab, die seinen Glauben teilten. Aber dafür hatte er keinen Blick. Er meinte, allein zu sein auf weiter Flur.
Egal, aus welchen Gründen man ausgebrannt wird: Wer pausenlos arbeitet und sich nie entspannt und erholt, der geht ein hohes Risiko ein. Wie Elia. Er wird reizbar, ängstlich und aggressiv. Ganz ähnlich beschreiben es die Psychologen heute, wenn sie vom Burnout sprechen. Es passt ins Bild, dass Elia müde wird, todmüde, lebensmüde. Er geht in die Wüste und setzt sich unter einen Wacholderstrauch. Man sagt, die Zweige dieses Strauches geben ein lebhaftes, aber schnell verloderndes Feuer. So fühlt sich Elia jetzt. Von seinem Selbstwertgefühl ist nichts mehr übrig. Er ist an den hohen Erwartungen an sich selbst gescheitert.
„Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele, ich bin nicht besser als meine Väter.“ Elia ist in tiefe Depression gefallen. Schlimm, wenn einen sein Engagement für die gute Sache so weit gebracht hat. Vielleicht sagt nicht jeder Ausgebrannte, dass er lebensmüde ist. Aber viele Erschöpfte arbeiten auf ihren Tod auf Raten hin. Sie greifen zu Alkohol, Medikamenten oder Drogen. Es heißt, dass Menschen in den so genannten helfenden Berufen besonders anfällig seien fürs Ausbrennen. Aber Burnout ist keine berufsbedingte Krankheit. Sie kann alle treffen, die sich für eine gute Sache engagieren. Auch in der Gemeindearbeit können Menschen verbrennen. Eine Weile lang setzen sie sich enthusiastisch ein. Und weil es immer viel zu tun gibt, freuen wir uns über Menschen, die sich so einbringen. Wer viel macht, wird oft gefragt, ob er nicht noch mehr machen möchte. Einsatzbereitschaft gilt als bewundernswert. Aber es ist tragisch, wenn jemand dabei über seine Grenzen geht. Tragisch, wenn dann niemand da ist, der mitträgt und Lasten abnimmt.
„Nimm nun, HERR, meine Seele“ betet Elia. Gott hört das Gebet. Und erhört es auf seine Weise. Er nimmt Elias Seele nicht weg, sondern nimmt sich ihrer an. Sehr behutsam tut er das. Durch einen Boten. Der berührt Elia und sagt: „Steh auf und iss!“ Und dann liegt da ein geröstetes Brot. Daneben steht ein Krug mit Wasser - mehr nicht. Es braucht nicht viel, um ein Engel zu sein. Eine Berührung. Ein paar wenige Worte, ein bisschen Brot, ein bisschen Wasser. Manchmal reicht das schon. – Elia isst und trinkt und schläft weiter. Endlich kehrt bei ihm Ruhe ein. Gott lässt Elia neue Kraft tanken, denn Elia hat noch einen weiten Weg vor sich. Es braucht Zeit, um Elia wieder herzustellen. Viel Zeit. Vierzig Tage und Nächte ist er auf dem Weg zu Gott und zu sich selbst. Interessant, wie Burnout heute behandelt wird. Die Ärzte und Psychologen raten zu ausreichend Schlaf, regelmäßiger Bewegung, Sonnenlicht, vollwertiger Ernährung, bewusster Kontaktpflege, und, man höre und staune, zu Gebet und Meditation. All das kommt auch in Elias Geschichte zum Tragen. Aber unser Text berichtet nicht nur von einer gelungenen Therapie. Hier geht es vielmehr um die Geschichte Gottes mit Elia. Denn Gott führt Elia zu den Wurzeln zurück, zum Berg Gottes. Elia kommt an die Wurzeln seines Glaubens. Und es ist gut, sich immer wieder auf seine Wurzeln zu besinnen.