Seelsorge - Ein Segen für Andere sein! Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff ''Seelsorge'' hören?
Ist es ein positiv besetzter Begriff? Oder denken Sie eher an Schwierigkeiten, psychische Probleme, Menschen, die mit ihrem Leben nicht besonders gut klarkommen?
Der hebräische Begriff ''Seele'' bedeutet ''Hauch'' oder ''Atem''. Er beschreibt das, was das Geschöpf zu einem lebendigen Wesen macht, beziehungsweise steht schließlich für das lebendige Wesen selbst. Auch im Neuen Testament meint ''Seele'' das Leben in seiner Ganzheit. Tatsächlich gibt es im biblichen Sprachgebrauch die uns bekannte Dreiteilung in Leib, Seele und Geist überhaupt nicht! Wenn wir von der ''Sorge um die Seele'' reden, dann geht es - biblisch gesehen - also um die Sorge um den gesamten Menschen!
Schließlich ist es ja auch genau das, was wir bei Jesus sehen: Er sieht nicht nur die inneren Konflikte des Menschen. Er kümmert sich nicht nur darum, dass ihr Glaube wächst oder sie psychisch gesund sind, sondern er beschäftigt sich auch mit den ganz lebenspraktischen Problemen der Menschen: er organisiert ein großartiges Picknick für Fünftausende (Matthäus 14), nimmt sich Zeit für Kinder, die seine Nähe suchen (Markus 10), schlägt sich die Nächte um die Ohren, um Gespräche zu führen (Johannes 3), besucht Kranke (Matthäus 4,23), oder geht einfach mit Leuten spazieren (Lukas 24,15). Jesus nimmt sich Zeit für die Menschen und er interessiert sich für sie - natürlich auch, aber eben nicht nur für ihren Glauben!
Wir können uns Jesus Christus zum Vorbild nehmen: ''Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, denn dadurch wird Gott geehrt'', schreibt Paulus in Römer 15, Vers 7. Wenn wir handeln wie Jesus, dan haben wir den gesamten Menschen im Blick und nicht nur sein gesiliches, ''inneres'' Leben.
Seelsorge und Diakonie sind nicht zu trennen! Häufig wird es einem anderen Menschen sogar mehr helfen, wenn wir ihm ganz praktisch etwas Gutes tun, statt ein Seelsorgegespräch mit ihm zu führen. Jemand, der krank ist, braucht nicht unbedingt viele Gespräche und wohl überlegte Fragen, sondern ihm hilft jemand, der einfach nur an seinem Bett sitzt und ihm vielleicht einmal einen guten Tee kocht.
Gerade weil Seelsorge so vielfältig ist, kann sie auch jeder leisten. Seelsorge beginnt dort, wo ich den anderen wahrnehme und ihm in Liebe begegne. Ein Freund von mir hat sich eine Frage angewöhnt, die er anderen Menschen recht häufig stellt. Er fragt ''Kann ich dir etwas Gutes tun?'' Mir ist das sehr positiv in Erinnerung. Warum nicht einfach einmal fragen, was der Andere gerade braucht? Nicht jeder Mensch läuft ja mit einem Plakat vor sich durch die Gegend, auf dem seine Bedürfnisse aufgeführt sind.
Ich glaube, wir können anderen Menschen viel Gutes tun, wenn wir das wollen! Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Gott Sie gebrauchen möchte, um anderen Menschen Gutes zu tun. Ähnlich wie er zu Abraham sagte: ''Alle Völker der Erde sollen durch dich gesegnet werden'' (1.Mose 12,3). Ich finde es eine geniale Vorstellung, dass Gott anderen Menschen durch mich Gutes tun möchte. Da möchte ich mich doch gerne von Ihm gabrauchen lassen!
Lassen Sie uns anderen Menschen in Liebe begegnen, uns für sie interessieren, sie begleiten und ihnen Gutes tun! Das ist Seelsorge, wie Gott sie sich vorstellt!
In diesem Sinn: Gott segne dich und andere Menschen durch dich!