Kennst du die Rose von Jericho, oder auch Auferstehungspflanze genannt? Das ist eine Wüstenpflanze, die sich lange Durstperioden gewohnt ist. Wenn es danach regnet, ist es, als würde sie innerhalb von wenigen Stunden auferstehen. Sind wir nicht im geistlichen Sinne so? Kaum ist Durstperiode angesagt, fragen wir uns, wo unser Glaube hingekommen ist, sind zu praktisch nichts mehr zu gebrauchen, und schon gar nicht für Superchristenübungen! Ja, solche Durststrecken kennen wir: Sie dauern Stunden, Tage, Wochen, Monate, manchmal auch Jahre. Die Gebetserhörungen werden immer seltener, die Freude am Bibellesen schwindet, die Grübelnächte mehren sich, ... - Aber wenn dann der Segen wieder fliesst, - ... - Caboom!, - Cawod!, - und wir nehmen die Herrlichkeit Gottes über unserem Leben wieder wahr! Solches zu betrachten hilft mir, auf den zu vertrauen, der auch aus dem grössten Mist die süsseste Schweizer Schokolade machen kann!
Zurück zum Psalm: Hier haben wir es offenbar auch mit einer Rose von Jericho zu tun, die durch eine Dürrezeit hindurch muss. Oh, wie gut kenne ich das, dass einem das Herz übergehen kann, wie dies in der Einheitsübersetzung formuliert wird: Man hat wunderschönes erlebt, sah hinter allem einen Sinn, war dankbar für grosses und kleines, ... - Aber was geblieben ist, ist heisse Sehnsucht nach wieder einer solchen Zeit. Heiss wogt sie auf und will sich durch Tränen freien Lauf und Erleichterung verschaffen. Ich habe es auch schon mal erlebt, wie ich im Traum heulte, - Oooh wie ich mir fast das Herz aus dem Leib schüttete! Als ich erwachte war alles trocken.Aber hoppla: Wenn ich dann nämlich darauf schaue, dass ich damals guten Grund dazu hatte, dankbar zu sein und zu jubeln, merke ich plötzlich, dass doch viel wichtiger ist, was ich gehabt habe als was ich nicht mehr habe. Ich kann wieder Vertrauen fassen und zu meiner Seele sagen: Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; Denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue (42,6).Nur kenne ich allzu gut das Wechselspiel von Lobpreis und verzweifeltem Flehen, das durch den ganzen Psalm 42 so wunderbar anschaulich dargestellt wird. Es nützt meistens nicht, seiner Seele im Namen Jesu zu gebieten, sich aufzurichten, auch wenn man dabei noch so laut brüllt und vielleicht sogar noch in (echten oder eingebildeten) Zungen betet! Mir nützt es sogar nicht einmal immer, Lobpreis-CD's laufen zu lassen! Gib deiner Seele vielmehr Zeit dazu, sich zu erholen, sich in den Armen Gottes wieder zu finden und sich aufzurichten!
GBY