Die Erde bebt - Gott ist treu

Die Erde bebt. Alles bricht in sich zusammen. Und begräbt tausende Menschen unter sich. Geschehen am 6.2.2023 in vielen Provinzen in der Türkei und in Gebieten von Syrien. Ich wurde schon am Morgen zu einem Notfallseelsorgeeinsatz gerufen, hier in Deutschland. Eine junge Frau kollabierte, weil sie die Nachricht vom Tod zweier Angehöriger erhalten hatte. Als der NFS-Alarm eintraf, hatte ich selbst von dem Erdbeben noch nichts gehört und gesehen. Doch plötzlich war auch ich mitten im Geschehen. Hilflos, sprachlos, sah ich mit an, was dort geschehen ist. Neben mir ein Mann, der um seine Tochter hier bangte, die zusammengebrochen war, als die Nachricht vom Tode weiterer Angehöriger eintraf. Sprachlos. Sinnlos. Warum? Wir finden keine Antwort und werden selbst auch keine finden. In solchen Situationen steht jeder hilflos da, ob Muslim, Alevit, Jude oder Christ. Was können wir tun? Füreinander da sein, miteinander aushalten. Um Fassung ringen und Nähe zeigen. Unsagbares schweigend aushalten. Unfassbares, Unvorstellbares versuchen zu realisieren. Das Unbegreifliche nach und begreiflich werden zu lassen und wieder selbst handlungsfähig zu werden. Dazu braucht es Zeit. Dabei tut es gut, wenn in der ersten Phase jemand einfach nur „da ist“ und Zeit hat. Es tut gut, wenn man eine „Stütze“ bei sich hat, an der man sich einigermaßen festhalten kann. Diese Zeit bringe ich als Notfallseelsorger mit und diese „erste Hilfe für die Seele“ möchte ich sein.
Auch mir fällt es nicht immer leicht, in solchen Situationen „cool“ zu bleiben. Auch ich habe meist keine Antwort auf die Frage „Warum?“. Mir helfen die Zusagen aus der Bibel. Dort stehen Menschen wie heute vor Herausforderungen und unbeantworteten Fragen. Dort stehen aber auch Gottes Zusagen, die mir Halt und Hoffnung sein dürfen. Eine dieser Zusagen steht in Jesaja 54,10: „Auch wenn Berge weichen und Hügel beben, soll meine Gnade nicht von dir gehen; und der Bund meines Friedens soll niemals wanken, spricht der HERR, der Erbarmen mit dir hat“.
Gott steht uns zur Seite, ist Kraft und Halt, wenn alles um uns herum ins Wanken gerät und wir den Boden unter den Füßen verlieren. Warum Dinge geschehen, kann ich meist nicht sagen. Mich an Gottes Zusagen zu erinnern, hilft mir (weiter) zu leben.


Für Interessierte am Ehrenamt der Notfallseelsorge
https://notfallseelsorge.de/
https://www.nfs-enzpf.de/

Rolf Aichelberger