Es

Es

Heute ist ein langer Arbeitstag.
Er fängt schon sehr früh an.
Es wird von der Mutter um 5.30 Uhr geweckt, denn sie müssen sich für den Tag fertig machen. Mama muss schon ganz früh arbeiten und deswegen kann es heute nicht ausschlafen.
Es wird mit der Zeit knapp, weil man, wenn man müde ist, seine Kleidung nicht so gut selber anziehen kann. Wo sind bloß die Schuhe, die müssen sich über Nacht versteckt haben.

Soll es schon weinen?

Es geht mit Mama an der Hand zur KITA.
Dort wird es von einer Erzieherin begrüßt. Sie kümmert sich um es, aber es ist noch müde.
Es geht in die Kuschelecke. Dort kann es noch ein bisschen ruhen, denkt es.
Die weiteren Kinder kommen.
Sie sind laut.
Sie spielen.
Sie streiten.
Sie weinen.
Sie lachen.

Doch heute ist ihm alles zu laut. Es möchte einmal nicht gestört werden. Es möchte sich eine Höhle bauen. Da kann es dann hineinkriechen und sich ausruhen.
Die Höhle ist fertig. Sie sieht schön aus.
Es krabbelt hinein.
Andere wollen auch hinein. Sie kommen. Sie schubsen, sie machen sich breit darin.
Nein.
Es möchte nicht.
Es wehrt sich.
Es hat heute die Höhle nur für sich gebaut.

„Lass doch die anderen Kinder mitspielen.“ sagt die Erzieherin.

Morgen wäre es gut, aber heute?
Wenn es die anderen anschreit, wenn es sie auch schubst, wenn es sein Gebautes verteidigt, dann gehen die anderen vielleicht.

Der Tag wird lang.
Es wird quengelig, es fängt bei jeder kleinsten Kleinigkeit zu weinen an.

„Was ist mit dem Kind heute los?“ fragt die Erzieherin.

Endlich!!!!!!!!!!!!

Mama kommt.
Es hat die ganze Zeit darauf gewartet, dass sie kommt. Es hat so lange gedauert. Es hat sich immer wieder gesagt, gleich, gleich geht die Tür auf und Mama kommt.
Es hat die Erzieherin mehrmals am Tag gefragt, kommt Mama?

Jetzt!!!!
Sie ist da!!!

Es läuft zur Mutter, doch heute ist Mama selber müde. Sie umarmt das Kind kurz.
Erneut müssen Sachen gesucht werden, wieder sind die Schuhe nicht zu finden, die Jacke will heute auch nicht einfach zugehen. Die Schuhe endlich gefunden, sind falsch angezogen, links ist rechts und umgekehrt. Woran kann man es erkennen, fragt es sich?
Sie können gehen.

Mama hat es sehr eilig, sie zieht es hinter sich her. Denn sie muss noch schnell einkaufen.
Dort ist es voll. Um diese Uhrzeit ist es immer voll. Alle wollen nach der Arbeit noch schnell etwas einkaufen.

Schnell? Es geht nicht. Überall muss man geduldig sein. Es soll nichts anfassen.
Die Dinge im Einkaufswagen auch nicht, sie müssen auch da drin warten.
Es möchte etwas Leckeres zum Essen. Dort liegen so viele bunte schöne Verpackungen, alles sieht sehr gut aus. Es möchte davon etwas haben.

Nein.
Mama hat keine Zeit.

Es möchte dann lieber nicht einkaufen gehen. Es macht keine Freude, wenn Mama es eilig hat, wenn man nichts darf.
Es ist traurig.
Es weint.

Zu Hause angekommen. Geht es in sein Zimmer. Die Mutter muss aufräumen, putzen, waschen, ...
es weiß, heute hat Mama auch keine Zeit zum Spielen.

Beide sitzen am Abendbrottisch.
Es ist müde.
Es ist zu müde um zu essen.
Es schläft fast während des Essens ein.

Gut, dass es ins Bett kann.

Mama gibt ihm einen Kuss.

Claudia Neugebauer