„Soli Deo Gloria“! - das letzte Credo der Reformation, und das wohl leider am meisten mißverstandene und unterschätzte! Gehen wir alle doch viel zu lax um mit der Ehre unseres Gottes! Hier stimmt es oft in unserem Denken nicht - und zwar entlang der ganzen Kette der Erlösung, siehe Römer 8, 29-30. Vor dem Hintergrund der Sorgen des Alltages, unserer Probleme, unserer Nöte unseres Mangels, vergessen wir, warum wir überhaupt da sind und wofür! Besser : für wen! Zu wichtig sind wir uns selbst und gewichtig liegen die zentnerschweren Lasten unseres täglichen Lebens, das seinen Tribut zollt, auf den Schultern unserer geschundenen Seelen. Da bleibt keine Zeit für das Lob Gottes, ja warum auch, das machen wir später im Himmel. So denken wir oft unbewußt. Aber wir sind geschaffen zum Lobe seiner Herrlichkeit (Epheser 1, 12)!
Unser Text aus Römer 11 spricht zweifach zu uns, einmal verweist er uns und unsere sinnliche Selbstempfindung, unsere Selbstüberschätzung, wie wir uns immer im Mittelpunkt sehen in unserem Leben, deutlich auf die Plätze! Der Vers 36 räumt mit allen falschen Vorstellungen auf: Von Gott kommt alles, durch ihn hat es Bestand, und für ihn sind alle Dinge gemacht! Es bleibt uns kein Strichlein Ehre übrig für uns! Kein Raum für Selbstlob und Selbstzweck! Das ist ernüchternd, frönen wir doch nicht selten eifrig unserem Fleische! Und weiterhin spricht der Text durch seine Position im Römerbrief zu uns: die gewaltigen 11 Kapitel über die Erlösung des Menschen schließt er ab (Ab Kapitel 12 kommen Hinweise zur praktischen Lebensführung, bzw. Heiligung), rundet sie ab, gleichsam wie mit einem mahnenden Zeigefinger, zieht die Quintessenz aus alledem vorher Gesagten und warnt uns, man hört ihn förmlich rufen: „Bei alledem was Gott aus Liebe für die Menschen getan hat, vergiß nicht, kleiner Mensch, es kommt alles von ihm, besteht durch ihn und ist gemacht für ihn, ihm allein zur Mehrung seiner Ehre und seines Lobes!“
Das geht wie ein Stich durch unser unermüdlich selbstsüchtig für sich selbst arbeitendes Fleisch, so daß es uns nahezu sinnlos erscheint, daß ein Gott selbst die Ehre für sich alleine nimmt und nichts davon abgibt! Nicht einmal ein Strichlein? Wo ist da der Sinn? Was hat er davon? Wenn er die Liebe ist, muß er doch teilen, … oder?
Das zeigt, daß wir erst in langsamen Schritten, wie ein Kleinkind lernen müssen, daß sich die Welt nicht um uns dreht, daß wir nicht das wichtigste in unserem Leben sind, sondern er, und daß unser Leben trotzdem, oder gerade nur deswegen, weil es um ihn geht – einen eigentlichen Sinn bekommt. Keinen Sinn jedoch, der uns in unserem Denken logisch erscheint. Hier kommen wir langsam zu dem Ärgernis, das Gott in die Existenz gerufen hat: wenn jedes Menschliche Denken keine Antwort findet: – bin ich nicht in der Lage, hier loszulassen, mein Fleisch in seiner Lust fahren zu lassen und auf alle Ehren zu verzichten, werde ich an dieser Forderung Gottes Ärgernis nehmen – und damit an Gott selbst.
Wie Paulus in Römer 11 zum Abschluß der Erlösungslehre diese Ermahnung in den Raum stellt, so hat Martin Luther – mit demselben Weitblick, wie ich meine – dieses Credo auch in seine „Soli“ aufgenommen, quasi am Schluß, um uns mit Paulus an unseren Lebenssinn und -zweck zu erinnern.
Stimmen wir hier mit allen Heiligen in das Lob unseres Herrn ein, einen gesegneten Tag zur Ehre Gottes allein!