Vor zwei Wochen hatten wir bei uns im Gottesdienst eine Predigt von Michael Zuch über den barmherzigen Samariter. Die Gedanken dazu gefallen mir gut, dass ich euch daran teilhaben lassen möchte.
Wir alle kennen die Geschichte vom barmherzigen Samariter: Ein Mann zog von Jericho nach Jerusalem und geriet dort unter die Räuber. Sie schlugen ihn zusammen, beraubten ihn und ließen ihn halb tot auf dem Weg liegen. Ein Priester und ein Levit kamen vorbei, doch sie kümmerten sich nicht um den Mann, sondern zogen weiter ihres Weges. Ein Samariter, der auch vorbei kam, wusch seine Wunden mit Öl und Wein, brachte ihn in eine Herberge und zahlte für den Aufenthalt, bis er wieder gesund würde.
Es geht hier in der Geschichte darum, was ich persönlich für eine Beziehung zu notleidenden, bedürftigen Menschen, sprich zu meinem Nächsten habe. Zwei Haltungen können hier verhindern, dass ich eine liebevolle Beziehung aufbaue.
Zum einen berührt mich die Situation nicht, ich gehe auf Distanz. Die beiden Geistlichen wechselten die Strassenseite, als sie den Hilflosen sahen. Wo sehe ich Not und gehe ihr aus dem Weg? Wo wechsel ich die Strassenseite?
Nicht viel besser ist die andere Haltung: Ich bin zwar interessiert, möchte wissen, was da los ist, bedauer auch den armen Mann - aber trotzdem helfe ich nicht. Ich bin doch gerade so beschäftigt ... Es gibt doch auch genug andere, die etwas machen könnten ... Was ist mein Grund, dass ich nichts tue?
Um hier meine Haltung zu ändern und meine Beziehungen zu fördern, muss ich mir drei Dinge angewöhnen. Das erste ist, dass ich ein Auge für die Bedürfnisse des anderen habe. Mir muss erst einmal auffallen, dass hier meine Hilfe gefragt ist. Was ist die konkrete Not, die vor meinen Augen ist?
Zum zweiten muss ich mit meinem Nächsten mit leiden, ich muss Mitleid mit ihm haben, ich muss mich berühren lassen von der Not des anderen. Seine Not muss buchstäblich zu meiner Not werden. Wenn ich innerlich betroffen bin, bin ich bereit, etwas zu tun.
Das dritte ist, dass ich den entscheidenden Augenblick nicht verpasse. Wenn ich vorbei gehe, nützt es nichts, wenn ich mir Abends zu Hause Gedanken mache, was ich hätte tun sollen. Hier ist meine Spontanität gefragt, hier und jetzt muss ich mich gebrauchen lassen, nachher ist es zu spät ...
Wir werden immer wieder in Situationen geraten, in denen wir hier Fehler machen. Jesus, der uns diese Geschichte erzählte, er war der vollkommene Samariter. Er hat uns damals vorgelebt, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen sollen. Wenn wir uns an ihm ein Vorbild nehmen, können wir lernen, wie er, Beziehungen zu leben.
Wer ist heute dein Nächster?
Ich wünsche dir noch einen gesegneten Tag