A: Ob es Gott gibt oder nicht, kann man nicht sicher entscheiden. Stimmst du dem zu?
B: Ich stimme zu.
A: Also können wir die Frage auf sich beruhen lassen.
B: Nein, ich glaube trotzdem an Gott.
A: Aber kannst du an etwas glauben, was du nicht beweisen kannst? Ich glaube nämlich, daß es keinen Gott gibt.
B: Aber wie kannst du das glauben, wenn du es auch nicht beweisen kannst?
A: So kommen wir nicht weiter. Ich habe ja gleich gesagt, daß man die Frage nicht entscheiden kann.
B: Ich bin einverstanden. Deshalb schlage ich dir ein anderes Verfahren vor. Wir wollen wetten.
A: Wieso wetten?
B: Nun, ein Spiel -, aber ein Spiel mit Folgen, ein Spiel am Abgrund! - Ich wette, daß es einen Gott gibt.
A: Gut, ich wette also, daß es keinen Gott gibt! Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?
B: Nichts !
A: Nichts?
B: Ja, wenn du nämlich gewinnst, hast du zwar recht: Es gibt dann keinen Gott. Aber im Grunde hast du verloren! Und ich habe auch verloren. Wenn es keinen Gott gibt, ist unser Leben sinnlos und leer.
A: Wenn ich auch verloren habe, falls ich gewinne, sollte ich dann überhaupt wetten ?
B: Ja sicher. Bedenke doch: du mußt zwischen zwei Antworten wählen, die sich ausschließen, die aber mit gleicher Wahrscheinlichkeit richtig sind. Eine Antwort hat gute Folgen, die andere schreckliche. Wie kannst du da noch zögern?
A: Aber, wenn ich mich dabei irre?
B: Dann hast du nichts verloren. Du hast eine Illusion geglaubt, gewiß. Aber im anderen Fall hättest du das Nichts gewählt, das kann dich auch nicht glücklich machen.
A: Und wenn ich dann lieber doch nicht wette?
B: Damit hättest du dich für die andere Seite entschieden.
A: Du meinst also, ich muß eigentlich an Gott glauben.
B: Nein, du mußt nicht. Aber es ist deine einzige Chance.
A: Und wenn du gewinnst?
B: Nun, dann habe ich doppelten Gewinn: Ich habe recht behalten: es gibt einen Gott! Damit gibt es zugleich Glück und Zukunft für den Menschen - auch für mich. Für dich aber auch. Du hast also mit mir gewonnen.
A: Das sehe ich ein. Aber wir sind immer noch nicht weitergekommen. Ob es Gott wirklich gibt, ist genauso ungewiß wie vorher.
B: Ja und nein. Es ist doch immerhin klar geworden, daß du dich entscheiden mußt und daß die Entscheidung Folgen hat.
A: Und du meinst, deshalb schon sollte ich mich für den Glauben an Gott entscheiden?
(Die Wette, Blaise Pascal)