Eine kleine Geschichte aus Afrika möchte ich euch heute erzählen:
Dagab es ein kleines Dorf in einem Hügelland, das hinter einem größeren Hügel errichtet worden war und nicht nahe am kleinen Fluss. In der Regenzeit nämlich trat dieser weit über die Ufer und hätte die Hütten überschwemmt. Das arme Dorf hatte noch keinen gebohrten Tiefbrunnen, und so musste man das Wasser aus dem Fluss hinter dem Hügel holen. Für den Bedarf der Notkirche der neuen Außenstation erbot sich der eifrige Katechet, täglich das Wasser zu holen. Dazu legte er einen starken Bambusstab auf seine Schultern und hängte einen Krug an jedes Ende. Durch eine ungeschickte Bewegung fiel einer der beiden Krüge zu Boden. Er war nicht zerbrochen, doch zeigte sich in der unteren Hälfte ein Sprung. Mit dem Gleichmut der Afrikaner beschloss der Wasserträger den etwas beschädigten Krug dennoch zu benützen. Er hielt daran auch noch fest, als er bei der Rückkehr ins Dorf feststellte, dass der Krug nur mehr halb voll war. Das ging so eine Weile. Als aber der Krug mit dem Sprung merkte, dass der Wasserträger seines Wasserverlustes wegen öfter den beschwerlichen Weg machen musste, wurde er sehr traurig. Er sprach zum Wasserträger: »Ich möchte dich um Verzeihung bitten, ich schäme mich so sehr!« - »Warum schämst du dich?« fragte der Wasserträger. - Der Krug jammerte: »Meines Gebrechens wegen verliere ich das halbe Wasser. Das bedeutet Mehrarbeit für dich, denn deshalb musst du öfters zum Fluss laufen!«
Dem Wasserträger tat der Krug leid. Er versuchte ihn zu trösten: »Schau dir einmal die schönen Blumen am Wegrand an!« Der Krug freute sich wirklich an der Blumenpracht. Doch als er am Ziel wieder die Hälfte des Wassers verloren hatte, übermannte ihn wieder die Traurigkeit.
»Hast du eigentlich bemerkt, dass die duftenden Blumen nur auf deiner Seite wachsen?« fragte der Träger. »Da ich dein Gebrechen kenne, pflanzte ich Blumen dort den Pfad entlang. Du hast sie jeden Tag am Rückweg vom Fluss begossen. Ohne dein Wasser wären sie vertrocknet. Sieh doch diese bunte Schönheit! Mit ihnen kann ich alle Tage in der kleinen Kirche den Altar schmücken!« Da lächelte der Krug mit dem Sprung und war glücklich ...
Wir alle sind solche Krüge mit Sprüngen, sind behaftet mit Fehlern und Mängeln aller Art. Und dennoch nimmt Gott uns in Gebrauch. Überlassen wir uns samt unseren Kratzern unserem Herrn Jesus Christus! Er weiß unsere Mängel so zu nützen, dass wir gerade mit unseren Fehlern und Schwächen zum Lob und zur Ehre Gottes wirken können. Bei Gott geht nichts verloren, da gibt es keinen Verlust. Machen wir uns also keine unnützen Sorgen wegen unserer Fehler, sondern überlassen wir uns vertrauensvoll dem Himmlischen Vater! Wenn wir unser Unvermögen anerkennen, erlauben wir gerade damit Gott durch unsere Fehler und Schwächen tätig zu werden. Dann werden auch durch uns die Pfade des Herrn verschönert durch erlesene Blüten und wir werden gute Frucht bringen.